So geht fifty-fifty:)

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Dieser Blog hier ist Vorgänger und Ableger meines eigentlichen Blogs www.fiftyfiftyblog.de. Die hier hinterlegten Beiträge waren einmal auf der Brigitte Woman-Seite erschienen. Die Mädels aus Hamburg haben ihre Blogseite eingestellt. Die Texte und Fotos haben sie mir für den Export auf diese Seite zur Verfügung gestellt. Nun leben die alten Zeiten, die Anfänge meines Bloggens hier weiter… Wer Lust hat, sich durchs Archiv zu wühlen… Einfach runterscrollen und durch die Tage, Wochen, Monate bis zum Februar 2010 fliegen. Eine Zeitreise. Wahrlich:)

 

Exhibition store windows 10/10 – ten of ten

Ihr Lieben, den gestrigen Tag (wenn ihr das lest, ist es schon hell) habe ich genutzt, einige Fotos zu bearbeiten und zusammenzustellen. Eine kleine Ausstellung hier im Blog. Wisst ihr, wenn ich in fremden Städten bin, gehe ich gerne in Museen und Galerien. Da fühle ich mich wohl und willkommen. Heute nun ist die weiße Fläche unter mir (in dieser wordpress-Schreibmaske) die Ausstellungsfläche. Stellt euch weiße Wände vor, die Platz schaffen. Für zehn Schaufenster-Fotos, die diesen Sommer in Köln entstanden sind. Eine Reihe von 10/10. Durchnummeriert. Weil ich Teile der Ausstellung schon heute im Blog hatte, fange ich in umgekehrter Reihenfolge an. 10, 9, 8… Die Fotos sind wunderbar geprinted (imagine!). Sehr gute Qualität, Alu-Dibond, schön groß. Wie es sein soll. Also lade ich euch ein (freier Eintritt) zum Schaufensterbummel. Konsumiert. Schaut. Begehrt. Seht hin.

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Übrigens sind die Fotos auf meiner Jens Schönlau-Facebookseite größer, formatfüllend hinterlegt in einem eigenen Fotoordner: https://www.facebook.com/jens.schoenlau – einfach Freundschaftsanfrage stellen, die ich gerne mit JA beantworte (meistens).

Sähr, sähr, sääähr verlüüübt…

… in die FREIHEIT!

Wie geil ist das denn ist einer der Sprüche unserer Tage. So wie dieses HALLO??? Mit Betonung auf dem OOOOOOO. Ja. Stellt euch mal vor. Also vergesst alles. Den Schnickschnack. Das Drumherum. Konzentriert euch nur auf das, was zählt. Für euch. Für uns. Vergesst einmal Afghanistan, Syrien, Irak, Griechenland, Fukushima, den Euro und das Rugbyspiel, das er gerade mitmacht. Weg. Nehmt den Fernblick raus, den Zoom in die Weite und ja, jetzt sage ich es so kitschig, wie ich es meine, schaut in euer Herz. In diesem Augenblick. Was hat wirklich Wichtigkeit? Vor Ort. Hier. Jetzt. Was könnt ihr, was können wir, was kann ich wirklich beeinflussen? Leben? Was, verdammt nochmal, zählt???

Welche Hebel bewegen? Was in Gang setzen oder bremsen?

Heute Morgen lag ich im Bett. Nein, ich saß. Hörte neue Musik. Sehr, sehr schön. Die war einfach hereingeschneit gekommen. Per Post. Auch so ein verrücktes Ding. Die reitenden Boten mit den gelben Autos, die uns verbinden. Hände reichen. Engel, Götterboten auf leisen Sohlen, die uns Umschläge zustecken mit Botschaften.

Die schöne Musik. Leichte Gedanken. An die Freiheit. An die Überwindung innerer Grenzen. Das 1989 für die Mauern des Ichs. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die Zeit geht. Mit uns, über uns hinweg. Und wir entscheiden, ob wir taumeln, tanzen oder mitfliegen. Ob wir mageres verängstigtes Sandkorn im Wüstenwind sind, oder Partikel eines Tsunamis oder vergessenes Staubkorn in der Tiefe eines Schranks in der Ecke. Mit traurigem Blick, der sich in unser Gesicht schleift. Oder ob wir es nehmen. Was uns geboten wird.

Heute Morgen war ich zurück auf der Straße. Diese Tage in Korsika. Das Meer hatte mich ergriffen, gefasst, verwunschen, verzaubert, mit Lebendigkeit überschüttet. Mein Surfbrett war dabei. Auf dem Dach des Kombis. Ein Schlüssel zum kleinen Glück. Es war Wind und ich wusste, dass es einige Orte weiter mehr Wind gibt, im Falle dieser Windrichtung, weil dort die Landabdeckung wegfiel. Freier Atem für den Wind des Meeres. Also fuhr ich los über die Routes an der Küste entlang. Und dann. Dann. Es gibt sie immer wieder diese magischen Momente. Lief im Radio Musik von früher. Der irssinnig brabelnde Inselmoderator sagte immer wieder Taj Mahal. Taj Mahal. Das Wort schon zuckersüß wie Tausend und eine Nacht. Die Musik. Big present in this moment of deep love. Blues. Johnny Lee Hooker und Co. Groove, Sonne, Meer und der Wind, der mit mir, ich mit ihm, spielen wollte. Ein Moment Befreiung, Sturm auf die Bastille. 1789. Freiheit. (Ich habe euch hier mal eine Jimi Hendrix Interpretation herausgesucht: Taj Mahal). Ich hatte und habe voll den Blues? Ja. Aber ganz anders:)

So saß ich heute Morgen im Bett. Ela hatte mir einen Cappuccino gebracht. Ich lauschte der Musik und flog. Ab. Freiheit. So what. Gleich gehe ich auf die Autobahn, werfe meine neue Hammer-CD rein, entere eine Agentur, spreche über Jobs und Werbung und werde tanzen. Die werden gucken. YES. Heute schon getanzt? Auf dem Küchentisch? Macht mal. Wie geil ist das denn… *g*

 

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Bin jetzt 2:)

13. September 2010. Der fiftyfiftyblog geht online. Sucht sich im Netz eine zweite, eine eigene Heimat. Geschichte, Historie. Begonnen hatte alles am 18. Februar 2010, als der Vor- oder Parallelläufer auf Brigitte Online online ging. Erster Text: My first Blog. Seither ist hier viel Wasser die kleine Wiehl hinunter gelaufen, Cooper und ich haben viele Runden gedreht und ich kann behaupten, es ist nicht langweilig geworden. Immer was los. Fast immer.

Klar, manchmal habe ich mich gefragt „Warum machste denn das? Eitelkeit? Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom? Brauchste das?“ YES. Ich brauche das. Schreiben. Schreiben. Schreiben. Für und mit einem Publikum. Bühne. Nachdem ich das Theater verlassen habe, um brav und so ein richtiger Familienvater zu werden, ist der fiftyfiftyblog wie eine kleine Rückkehr. Mit dem Blog macht vieles Sinn, was ich gerne mache. Fotografieren zum Beispiel. Und Gedichte schreiben. All diese Fotos und Gedichte der vergangenen zwei Jahre wären ohne den fiftyfiftyblog nicht entstanden. Sie würden mir fehlen, weil sie wie ein Tagebuch sind.

Manchmal, wenn ich mich an Dinge nicht erinnern kann, lese ich im Blog nach. Da steht’s ja. Wie das war. Dokumentiert in Wort und Bild. Das führt natürlich auch dazu, dass ich mich mit Freunden unterhalte, denen etwas erzählen möchte und die sagen: „Hab ich gelesen.“ Pause. Story futsch. Äh. Tja. So it is. Kollateralschaden. Passiert halt. Nicht weiter schlimm.

Anfangs hatte ich ein wenig Angst, der Blog könnte mir beruflich schaden. Menschen würden vielleicht denken, dass ich sie nicht alle hätte. Dass ich nicht seriös genug sei. Als ich im März so ganz offen über die Trennung geschrieben habe, meinten einige, dass sei Harakiri. Es hat sich rausgestellt: War es nicht. Das hat mich sehr gefreut, weil mir diese Form der für mich neuen Offenheit entspricht. Da kann ich was ausleben, loswerden, verarbeiten oder was weiß ich. Mir tut es gut. Vielleicht ist es ja sogar eine Art Schreibtherapie. Schreibend Dinge loswerden. Who knows? Im März war das auf jeden Fall so. Weil ich alles öffentlich ausposaunt hatte, musste ich mich dann auch im real life an das halten, was ich hier großspurig verkündet hatte. Letztlich war das ein gar nicht so schlechter Trick.

Und dann ist da noch der Fortbildungs- und Trainingsaspekt. Tatsächlich lerne ich hier. Als Texter. Auf verschiedenste Art und Weise. Ich bin nun Blogger, kenne micht recht gut mit Social Media aus, weiß, wie hier online geschrieben und kommuniziert wird. Tatsächlich berate ich jetzt manchmal Kunden in Sachen Social Media. Ich kann dann auf Basis von Erfahrungen beraten, Konzepte entwickeln. Darüber hinaus ist das morgendliche Bloggen ein angenehmes Warmschreiben. Ich könnte jetzt behaupten: Hey, ich bin Vollprofi! Bevor ich auf den Platz laufe, hab ich schon ein paar Runden gedreht. Zudem ist der fiftyfiftyblog Spielwiese. Ich probiere aus. Spiele mit Sprache, mit Wörtern, manchmal mit Erwartungen. Dieses freie Schreiben hat meinen Profistil gelöst, ich denke, eine ganze Ecke moderner, lockerer gemacht. Lockerungsübungen. Textyoga. Lösen.

Was wäre der fiftyfiftyblog ohne euch? Ohne eure Kommentare? Ohne Annegret? Nothing. Leer. Ihr tragt den Blog mit eurem Feedback. Mit eurer Teilnahme, eurem Lesen. Einige sind jetzt schon sehr lange hier und schauen immer wieder rein. Das gibt mir natürlich ein sehr gutes Gefühl und Motivation, Motivation, Motivation. Und das Schöne: Ihr seid immer so nett. Freundlich. Wenn ich daneben liege mit irgendwas, gibt’s ’nen kleinen Schubser. Hey! Mehr nicht. Kein Netzgeschimpfe, Rumgemotze. Keine Angriffe – wie damals in dieser unsäglichen Spiegel-Online-Homöopathie-Debatte, als sich die „Skeptikerbewegung“ hier fies eingeschlichen hatte. Da schüttelt es mich jetzt noch. Lehrgeld.

So sage ich: Thanx! Vielen Dank. Für eure Unterstützung, für eure Zeit, die ihr hier investiert und verbringt. Für die Inspiration, die ihr hier hinein tragt. Danke!

Ein Ausblick? Wie es weitergeht? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was passiert. Wie es in meinem Leben und mit diesem Blog weitergeht. Momentan genieße ich den Augenblick und plane nicht. Es passiert so viel und ich bin mittendrin im Strom der Zeit. Es bleibt spannend, das weiß ich. Mehr nicht:)

Weshalb das Foto? Weil damit alles anfing. Kirschblütenblättersehnsucht. Eine andere Geschichte…

 

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Ich gehe mal…

Gehen. Heidegger, Bernhard, Kant. Und ich stelle mich jetzt auch einmal in diese Reihe, aber nur, weil ich auch Geher bin. Morgens. Gehen ordnet irgendwie die Gedanken. Irgendwie bedeutet in diesem Falle, dass ich denke, dass im Kopf neuronale Verbindungen zwischen dem Denkzentrum und dem Bewegungszentrum bestehen. Wird das eine Zentrum aktiviert, strahlt es auf das andere aus und es beginnt eine gegenseitige Beeinflussung. Gehen. Denken. Denken. Gehen. Die Ströme laufen, die Aktionspotenziale schwirren. Es lebt. Es bewegt sich. Beides. Körper, Geist. Die Definition Mensch. Ich. Ego. Alles.

Ich bin unterwegs im Maikäfertal, um Herrn Cooper zu bewegen. Und mich auch. Gedanken ordnen. Da sind gerade so viele. Parallelwelten, obwohl es die ja gar nicht gibt. Ist ja alles eins. Die Welt ein einziger Müsli mit Zuckerstückchen, Nüssen, Haferflocken und der warmen Milch, die mütterlich alles zusammenhält. All die Atome, die wir uns alle schon geteilt haben. Eines von hier, eines von da. Nur Struktur, elektronische Verbindung, Zusammenhalt auf Quark-Ebene. Gedanken, Bilder, Töne. Nach dem Wochenende schwirrt mir immernoch die Musik durch den Kopf. Tage wie dieser rauf und runter. Heute Morgen habe ich mit den Kühen zu DJ Antoine feat. The Beat Shakers – Ma Chérie getanzt. „When I’m looking in your eyes, I see rainbows in the Sky.“ Wie schön das klingt. O.K. Gelogen. Das mit den Kühen, nicht das mit den Regenbögen. Die wollten nicht. Die Kühe. Lagen auf der Wiese in der Ecke und haben gepennt. Die hatten alle ne Tasse Kaffee vor dem Frühstück in der Hufe. Das ist jetzt aber die Wahrheit. Und Schokocroissants, die sie kollektiv nicht anrührten. Vielleicht wird die Milch dann Kakao. Und die Augen so halb offen: Sprich uns bloß nicht an…

Also ging ich und dachte und pfiff Ma Chérie und war wieder im Wochenende und in Italien und dann auch wieder hier und bei Jobs und den Kindern und… Ja. Wie schnell man mit dem großen Prozessor zwischen den Ohren die Orte wechseln kann. Tatsächlich können wir uns in jeder Sekunde wegbeamen. Scottie, mach was. Hierhin, dorthin, in jenes Gefühl oder in das da. Verreisen. In sich. Als bekennender Highlight-Junkie mag ich das sehr. Die Rosinen rauspicken. Einsteigen. In die emotionale, berührende, bewegende, spaßversprechende Ebene. Dort, wo alles bunter, lauter, wilder ist. Abflug, Rocket I. Next Planet.

Und dann wieder Alltag. Kinder, Brote schmieren, Job, Steuer, Kundentermine, Autoreparaturen, diese blöde kleine Plastikleiste hinten am Kombi, die da so fies hängt und 70 € kosten soll… Auch drin. Im Müsli. Alles. Und noch viel mehr.

Morgen wird der fiftyfiftyblog zwei Jahre alt. Es wird einen großen Sektempfang im Rathaus geben und die Zeitungen werden berichten und die Toten Hosen kommen, um es mir live zu singen. Gut. Auch gelogen. Habe heute einen Clown gefrühstückt. Gar nicht so einfach, immer wieder im Hier und Jetzt zu landen. Langsam mit dem Fallschirm zu Boden trudeln und die Welt von oben sehen. Ich mache mir jetzt einen Cappuccino, setze mich zu den Kühen und rede übers Wetter. Die lagen da tatsächlich im Nebel und kauten vor sich hin. Kauen und denken. Jede Kuh für sich. Nix kuscheln oder so. Scheinbar kuscheln Kühe nicht. Die gehen morgens auf die Wiese, legen ihr Handtuch hin und der Tag ist gelaufen. Verstehe einer diese verrückte Welt.

 

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Mit Herrn Cooper cruisen…

Gestern habe ich nicht gebloggt, weil ich gearbeitet habe. In einer Agentur. Den ganzen Tag. So, wie Texter das überall tun. Ich war nicht Zuhause, habe nicht an meinem Schreibtsich gesessen, war nicht in facebook oder auf Twitter unterwegs. Ein ganz normaler Arbeitstag inklusive Mittagessen mit den Kollegen und Flurgesprächen. Mittendrin. Das ist anders, aber schön. Da bleibt allerdings keine Zeit für Blog und Social Media. Musste ganz schön reinklotzen. Aus dem Hut zaubern. Da muss dann was kommen… Peng!

Als ich nach Hause kam, waren Ela und Zoe beim Klavierunterricht. Jim saß vorm Rechner und konstruierte ein Auto in 3D. Nur Herr Cooper sah mich so an. „Wo warste denn?“ „Ey, Coopi, arbeiten! Was denkste denn, wo dein Chappy herkommt oder was?“ „Bleib ma locker.“ „Gehste mit? Ne Runde? Borner hoch, nach der Sonne gucken?“ „Klar. Jetzt? Oder musste noch an ’n Rechner wegen Blog & Co.?“ „Nee, heute nich. Lass ma. Raus. Höhe. Sonne. Fliegen.“ „Komm ma runter.“ „Nee, nee. Noch nicht. Irgendwann. Aber nie ganz.“ „Du bist bekloppt!“ „Herr Cooper, du auch.“ „Weiß ich. Wo gibt’s denn sprechende Hunde.“ „Genau. Abflug.“

Und so sind wir losgezogen. Ein Mann, ein Hund. Rauf auf den Hügel. Die Sonne hatte sich schon versenkt in die Tiefe des Dahinters. Ciao. Das Licht war aber noch da. Und so sind wir unsere Bahnen gezogen. Haben uns treiben lassen. Sind hierhin, dorthin gegangen. Haben geschaut, Herr Cooper geschnuppert, ich fotografiert. Den Hügel mit seinen Kurven und Formen wie in der Toskana, das alte Auto im Wald, versunken in der Erde, Bäume, Natur. Am Ende war die Karte voll.

War wieder schön. Wenn man mit seiner Umgebung verwächst, wenn man weiß, wann wo welches Licht ist. Wenn man raussieht und es einen lockt. Die innere Stimme sagt: Geh jetzt sofort dort hin! Und los und da warten die Bilder. Immer anders. Das ist das Faszinierende. Die immer gleiche Landschaft immer anders. Nur ein wenig Sonne reicht und sie leuchtet. In diesem Sommer ist das Grün besonders Grün.

 

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lullipulli-wischiwaschi-lullaby-smooth-blogging:)

Heute ist der Blogger so.

Tülü. Was soll ich sagen? Ach ja, ich schreibe. Nothing. Den Blindtext zum Leben. Ich mache mal eine Pause. Denke an nichts. Entlastungstag. Morgens irgendwann nach dem Kaffee und dem Aufstehen kommt üblicherweise der Gedanke: Was blogge ich? Heute auch. Normalerweise nehme ich dann, was dran ist. Ein Thema, das beschrieben werden möchte. Von mir. Das sich aufdrängt.

Heute drängt sich ein Thema auf, über das ich nicht schreiben kann. Möchte. Es ist kompliziert. Und viel zu schön und unwahr. Also segle ich am Thema vorbei und schreibe diesen Pausenfüller. Gehe heute in den Modus lullipulli-wischiwaschi-lullaby-smooth-blogging:) Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen. Aber das ist ein Zustand. Leicht schwebend. Nicht mit der Erde verbunden. Ein wenig nur von Schwerelosigkeit. Keine Saltos oder so wie in der umherkreisenden Raumstation. Nur leichte Bewegungen. Die Arme leichter, der Kopf, die Füße, die Beine und schwereloses Lächeln, das die Lippen befreit und den Mund ins Smiling zieht.

Leichtigkeit als leichter Rausch. Nichts Schweres, nichts Fassbares, keine Wirklichkeit, keine Wahrheit, kein Plan, kein X, kein U. Ihr könnt mir nicht folgen. Wie auch. Diesen Weg heute Morgen muss ich alleine gehen. Das ist in Ordnung. Also schreite ich barfuß in mein kleines Paradies und sehe, was die Vögel machen, die Blumen, die Kirschen und vor allem die Rosen dort vorne. Ein schöner Duft in Wonderland. Ach ja. Der Schmetterling dort ist nun wirklich eins zu viel. Kitsch. Was solls?

Nun also werde ich mir den Cooper schnappen und mich vom Acker machen. Es wartet das Leben mit Arbeit und Handfestem. Da muss ich mich vorbereiten, den Fallschirm anlegen, um nach dem Absprung langsam auf dem Boden der Tatsachen anzukommen. Hallo Welt, da bin ich, sanft gelandet und doch wieder mit beiden Füßen auf dem Boden. Später. Bis dahin segle ich und fliege mit den längst abgereisten Mauerseglern durch die Luft. Mit weit ausgebreiteten Armen im Supermann-Kostüm. Ihr Lieben. Schön. Ja. Ich wünsche euch einen guten Tag. So einen, der mit seiner Leichtigkeit schön berührt. Die richtigen Stellen, Punkte. Der nicht wie ein Schwertransporter vorbeizieht. So ein anderer. Ich kann es nicht beschreiben. Bestimmt wisst ihr es irgendwie. Was habe ich gelacht heut Nacht…

Morgen dann wieder mehr. Ela hat da ein Thema angedeutet. Muss sie fragen, ob ich darf. Manchmal ist es ja schrecklich, mit einem Blogger zusammenzuwohnen, der einfach alles verarbeitet. Wir werden sehen. Und dann wird es auch wieder gehaltvoller und spannender und erdiger und dann geht wieder die Post ab mit Karacho. Ach ja. Hm. Ciao. Ciao. Grins. Lullaby.

Was nehme ich nur für ein Foto zu einem solchen Text? Ah, ich weiß, das passt…

 

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Wochenende als alleinerziehender Single-Vater

Am Wochenende war Ela in Köln bei Jens. Sie hatte Yogaausbildungs-Zwischenprüfung und eben Jens-Wochenende. Damit war ich ab Freitagnachmittag Chef im Ring. Alleinerziehend. Single. Nun ist es nicht so, dass ich nicht auch früher schon alleine mit Haus und Hof und Kind und Kegel plus Hund gewesen wäre, nun aber halt in einem anderen Duktus.

Ich hatte mir ein ruhiges, entspanntes Wochenende vorgenommen mit einigen Restaurationsarbeiten am Haus. Kürzlich hatte ich Fenster neu verkittet, die mussten nun gestrichen werden. Und eine Fensterbank, deren Holz gerissen und in Folge dessen unbemerkt unter dem Lack verrottet war, hatte ich mit neuem Holz versehen, das auch gestrichen werden musste.

Freitagabend aber gehörte den Kindern. Sie bekamen Besuch von einer Freundin, die wir am Bahnhof abgeholt haben. Vorher in den Discounter, einen Film zum Lachen besorgt (Kindsköpfe) und Sweets. Kinoabend mit Beamer bei Jim im Zimmer. Samstagmorgen haben mich dann die Kids früh geweckt, weil Cooper unten vor der Haustür in den Flur gemacht hatte. Wunderbar. Ziemlich eklige Angelegenheit, für die der Hausmeister verantwortlich ist. Moi. Cooper war am Tag zuvor bei den Nachbarn in den Keller eingebrochen und hatte wahrscheinlich das Katzenfutter ziemlich dezimiert. Das musste dann irgendwo hin… Hm.

Wir begannen den Tag anschließend entspannt mit Schoko-Croissants vom Bäcker, ein wenig Zeitunglesen, Pfifferlingesammeln auf der Cooperrunde und den ersten handwerklichen Tätigkeiten, als sich telefonisch überraschend Besuch ankündigte. Eine Freundin. Schön. Plan B. Kreatives Zeitmanagement. Wann kochen? Wann haben die Kinder Hunger? Wann ist die Farbe getrocknet, um den zweiten Anstrich drüber zu ziehen? Was ziehe ich an? Und dann stellte sich raus, dass sich im Bad die gläserne Duschabtrennung aus der Wandhalterung gelöst hatte und nun auf halb Acht hing. Super. Später. Erst einmal sichern, dass sie nicht komplett rausfliegt…

Ich ging in den Garten, um nachzusehen, ob für das Essen noch Salat da war. Ja, da war noch Salat. Dabei traf ich meinen Nachbar, der gerade 13 Tonnen Schotter per Schubkarre in seinen Garten karrte und von der Sonne schon ein wenig gezeichnet aussah. Gut. Eine Stunde. Man kann einen Nachbarn nicht alleine lassen. Essen. Salat. Farbe. Duschabtrennung. Besuch. Schotter. Egal, irgendwie haut das hin. „Kinder, es gibt etwas später Essen.“ Ran an die Schaufel und die Schubkarre, Schotter fahren. Workout am Wochenende, Schaufel fliegen lassen. Normalerweise hätten wir das fiftyfifty aufgeteilt. Aber Ela war in Köln. So ist das nun.

Die Stunde war um, der Schotter lag nun dort, wo er hin sollte, der Besuch kam, die Farbe trocknete, die Duschtür hing, die Kinder hatten Hunger. Kochen. Frische Pfifferlinge mit Gnocchi und Salat aus dem Garten. Jim ist seit seinem Landwirtschaftspraktikum auf einer kanadischen Salatfarm unser Maitre für Salat plus Dressing. Go, go Jimmy go. Wunderbar. Ich habe die Pfifferlinge mit Kräutern und Olivenöl in der Pfanne zubereitet und mich unterhalten. Küchengespräche. Schön. Leckeres Essen. Die Hauptsache. Hält Körper und Seele zusammen. Fenster, Duschtür, egal. Morgen.

Es war ein sehr schöner Abend mit Sonnenutergang am Modellflugplatz. Weite Sicht, rote Wolkenschichten. Was interessierten mich Schotter, Fenster und Duschtür? Am Sonntag große Einladung zum Kuchenessen im Nachbardorf. In der Sonne sitzen, reden, den Tag genießen. Die große Kaffeetafel mit vielen Menschen und leckeren selbstgebackenen Torten. Landleben. Jim ist dort geblieben und ich bin irgendwann mit Zoe nach Hause gefahren. Später Nachmittag. Wir haben gemeinsam die Duschtür repariert, so, dass sie nun eine Ewigkeit und zwei Tage hält, ich habe die Fenster zuende gestrichen und danach Zoe zum Pizzaessen ins Nachbardorf eingeladen. Als wir zurückkamen waren Ela und Jens da und wir sind noch eine Runde durch den Wald gelaufen. Da wurde es schon dunkel und ich bin ins Bett gefallen… Ein wenig erschlagen. Und glücklich…

 

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How to say NO!

Wie ihr wisst, komme ich als Blogger aus der Richtung Frauenzeitung. Brigitte Woman, die Zeitschrift für die Frau ab 40. So eine Frau wohnt hier bei uns und so liegt hier ab und an das Magazin hier und dort. Da schaue ich dann rein und lese und finde manches gut, wenn es nicht ganz so frauenspezifisch ist. Ein Thema, das auch mich als Mann über 40 zugegebenerweise interessiert ist: FIGUR. Also meine, nicht die der Frauen über 40. Also ich meine, die natürlich irgendwie auch, aber anders. Anderes Thema. Ach. Mann. Jetzt habe ich den Einstieg vermaselt. Am Ende sollte irgendwie Brigitte-Diät stehen. Egal. Lest einfach weiter…

Letzten Winter habe ich zugenommen. In einem für mich neuen und bis dahin unbekannten Maße. Ich habe das nicht so richtig mitbekommen, weil ich bis zum Frühjahr keine Waage hatte. War nie ein Thema. Kleines Röllchen am Bauch, ein wenig joggen, etwas weniger essen und das Röllchen war weg. Nun aber war das Röllchen deutlich größer und nicht nur vorne am Bauch. Es hatte sich wie ein Stillkissen um meine Hüften gelegt und war gewachsen. Ganz von alleine.

Irgendwann dachte ich, ihr kennt das vielleicht, UPS! Dieser schreckliche Moment der Wahrheit, wenn man/frau erkennt, dass die Form geweitet ist. Selbstbild und Spiegelbild sind plötzlich nicht mehr deckungsgleich. Da steht was über. Die inneren Argumente, die versuchen den Skandal zu vertuschen, die PR-Kampagne der wachsenden Fettschicht, die einen auf „freies Essen für alle und kippt die tägliche Kaloriengrenze“ macht, das alles versagt plötzlich. Das investigative Kleinhirn schickt den Wallraff, der es schonungslos aufdeckt: Baby, du wirst dick!

Shit happens könnte man sagen. Is halt so. 47, da kann man mal auseinandergehen und die Kontrolle einstellen. Jetzt bringe ich es mal, dieses ganz bestimmte hallo. HALLOOO??? Dick? Nicht mit dem Commander. Sagt die Schaltzentrale im zentralen Nervensystem. Könnt ihr knicken. Wie sieht das denn aus? Tja, und dann ging die Luzie ab. Krisensitzung im Verdauungstrakt. Es muss etwas geschehen. So geht das nicht weiter.

Ein hier jetzt nicht näher zu beschreibendes Lebensereignis hat dann dazu geführt, dass ich die Nahrungsaufnahme drastisch heruntergefahren habe. Die Killerkilos purzelten wie die Purzelbäume und zack war ich tatsächlich 10 Kilogramm leichter. Eine enorme Summe. 10 Kilo Hantel, jaaa… Fühlte sich auch super an, obwohl mein Umfeld mich plötzlich vermehrt zum Essen einlud und was von schmal geworden und so weiter sagte. Meine Oma meinte immer Spinnewibb, was meines Dafürhaltens so viel wie Spinnengewebe heißt und wohl irgendwie für transparente Dürre steht. Da gabs dann immer einen Extraschlag Suppe, die ich nicht mochte. Mit Schweinefleisch und Fett. Kotz. Oma hats gut gemeint und war auch eine tolle Frau, aber eine wochentags miserable Köchin, weil sie drei Jobs parallel gemacht hat. Meine Oma Erna. Hab sie wirklich lieb. Hier Junge. Beim Abschied 10 Mack. In die Tasche. Kullertränchen. Ihr Spinnewibb. Wie kam ich darauf? Ah ja.

Nun waren die Kilos weg. Und ich war froh. Und ich wollte das halten, weil sich das beim Sport gut und leicht anfühlte und vor dem Spiegel einfach besser aussah. Ja, da gibt es eine gewisse Eitelkeit. Ich gestehe. Haben wir die nicht alle? Haben wir?

Ich aß also wieder und stellte fest, dass mit dem Essen die Kilos kamen. Zurück. Wo waren die? Verreist? Ich kaufte mir eine Waage, um dem mal auf den Grund zu gehen. Wog mich täglich und konnte tatsächlich den wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen viel essen und an Gewicht zunehmen herstellen. Ein durchfressenes Wochenende bedeutete tatsächlich 2 Kilo. Peng drauf. Nee, ne? Dachte ich. Das is ja Kacke. Überleg, Krisensitzung, was tun? Da kam mir eine Idee. Weniger essen. Und? Funktioniert. Auf nix achten, außer abends nicht die fetten Scheiben Brot, sondern einfach weniger essen. In der Summe. Der essensreduzierte Ansatz. Dann habe ich gemerkt, dass das nur funktioniert, wenn man ein Wort benutzt: NO! Nein.

Denn: Hey, dieser Körper ist echt manchmal unverschämt. Lockt an den Kühlschrank, lässt die Hand ausfahren und mal eben schnell nebenbei was im Mund verschwinden. Da kann man nur tatenlos zusehen.Der wirft dauernd so ein „nur einen Happen“ oder „ich habe Hunger“ oder „ein wenig Appetit“ in den Raum. Schwupps! Kau. Schluck. Da kann man nur sagen: NO! Je öfter man das macht, desto weniger wiegt man. Genial! Genau genommen habe ich die NO-Diät entwickelt. Letztlich ist es nämlich wirklich so, dass dauerhaftes Gewicht halten von einem verlangt, das man/frau das bei uns vorherrschende Überangebot an Nahrungsmitteln mit einem Nein von sich hält. Negiert. Willentlich.

Mit dem Nein und dem inneren Willen zum Neinsagen arbeite ich nun seit einem halben Jahr und ich kann berichten, es funktioniert. Das Gewicht hat sich, ganz ohne Kalorienzählen, auf einen schönen Wert eingependelt, den man ruhigen Gewissens in der Badehose präsentieren kann. Macht Spaß, wenn nichts übers Bündchen hängt. Gibt ein nettes Körpergefühl. Ein klein wenig Lenny:)

P.S. – Selbstverständlich meine ich das wohl dosierte Nein mit Genussfaktor jenseits des Schlankheits- und Essstörungswahns.

 

 

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Und was machen die Liebe und das Leben?

Endlich mal wieder das Kernthema dieses Blogs. Das, um das sich alles dreht und wendet.

It’s still going on. Es ist nun fast ein halbes Jahr her, dass sich unser Leben hier radikal verändert hat. Ela und ich hatten immer gesagt, dass, wenn unsere Liebe nicht mehr trägt, wir auseinandergehen und hier weiter zusammenwohnen und zusammenleben werden. Dass wir es versuchen würden, zumindest.

Still im Geheimen hatte ich gehofft, dass es dazu nie kommen würde. Als es dazu kam, war ich allerdings sehr überrascht, aber dennoch vorbereitet, weil die Ahnung ein ständiger Begleiter ist. Ich denke, das geht allen Menschen so. Ich glaube, wir haben genügend Antennen, die uns sagen, was um uns herum geschieht. Natürlich gibt es Signale, die möchten wir nicht empfangen und die sortieren wir aus. Was ich nicht weiß… Dennoch sind sie da und wir wissen es, ohne es bewusst zu wissen.

Nun bin ich also ein halbes Jahr schlauer. Was ist geschehen in der Zeit? Sehr viel. Ela und ich haben uns wieder angenähert. Das heißt, wir haben einen Weg gefunden, hier gut und konstruktiv zu leben und unseren gegenseitigen Respekt und unsere Liebe in freundschaftliche Nähe zu verwandeln. Ich kann jetzt wieder über Dinge, die mich betreffen, mit ihr sprechen. Habe meinen Beton-Schutz-Mantel abgelegt. Das ist schön, weil mich niemand besser kennt. Ihr Rat ist mir wichtig. Wir sind jetzt kein Paar mehr, aber zusammenlebende Eltern in einem Patchwork-Wohnprojekt, in dem sich auch Elas Freund wohl fühlt. Den ich zunehmend mag. Ein feinfühliger Mensch. Glück gehabt.

Es ist Raum für Neues entstanden. Wir waren alle gemeinsam im Urlaub, was nicht nur wichtig, sondern letzlich auch tatsächlich schön war. Ich hatte wirklich Schiss, wie das werden würde. Wie es mir gehen würde in dieser Konstellation. Ob ich mich fühlen würde wie übriggeblieben, wie auf die Kinderaufpassfunktion reduziert. Ist nicht geschehen. Es hat Spaß gemacht. Es wurde viel gelacht, unternommen. Große Paella- und Pastaessen auf unserem Campingplatz mit Freunden und Nachbarn. Ich habe diesen Urlaub sehr, sehr genossen, was aber noch mit anderen Dingen zusammenhing, die nur für mich sind. Kein Blogthema.

Lange Zeit musste ich mich Ela gegenüber verschließen, um mit meinen Emotionen klar zu kommen. Wut, Frust, verletzter Stolz, Angst, Eifersucht. Die ganze Klaviatur der Gefühle, die hoch kommen und ein sehr zerstörerisches Potenzial haben. Damit umzugehen ist nicht einfach. Es braucht Tricks, mit sich umzugehen. Sich zu retten. Ich wusste nicht, ob sie greifen würden. Und das „Das könnte ich nicht!“, das ich überall gehört habe, hat es nicht gerade einfacher gemacht. Manchmal kam ich mir vor wie ein durchgeknallter Exot, der falsch reagiert. Ich habe die Erwartung gespürt, dass ich doch jetzt bitte endlich durchknalle und durch die Decke gehe. Oder mich zumindest am Boden zerstört zeige. Es scheint so, als wäre das normal gewesen. Für mich waren das keine Optionen. Hängt vielleicht mit meiner protestantischen Disziplinerziehung zusammen. Sich zusammennehmen. Dann ist das halt so und man muss einen Weg finden…

Der Drang, auszuticken, war da, der Wille, das nicht zu tun, die ganze Zeit über größer. Aus einem ganz einfachen Grund: DAS BRINGT ÜBERHAUPT NICHTS! Bitte, denkt daran. Manchmal. Es wird so viel Unheil geschaffen, weil sich Emotionen unkontrolliert entladen. Joggen, Muckibude, Gespräche mit Freunden sind viel, viel besser. Oder ein Boxsack. Ich hab manchmal auch einfach mit dem Herrn Cooper gesprochen, der irgendwann die Augen verdreht hat und meinte: Herr Schönlau, jetzt ist aber auch mal gut. Recht hatte er, der weise Knabe. Guter Hund.

Wie geht es weiter? Gut. Der Weg ist bereitet. Vor mir liegen weite Felder, über die ich mit einem Lied auf den Lippen gehe. Beruflich läuft es gut, es gibt auch hier Veränderungen und Optionen, die sich aufgetan haben. Zudem bin ich (ein wenig kompliziert) verliebt und fliege, wie ihr gelesen habt. Bitte, fragt nicht nach und lasst mich in der Luft. Wenn ihr wollt, fliegt still mit. Empfindet die Leichtigkeit als Möglichkeit. Ansonsten: Ich weiß, was ich hier habe. Das Leben in dieser verrückten WG ist schöner denn je. Ein Lebensprojekt, das zu mir passt. Ich habe einen der schönsten Sommer meines Lebens erleben dürfen und bin schlicht und einfach dankbar für all das, wirklich all das, was geschehen ist. Katharsis, Zeit der Reinigung. Ich gehe ohne Eile weiter.

 

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Kettenkarussellflug

Kopf nach hinten geworfen
Zuckerwattestückchen wie Pusteblumensamen im Wind
Fliegendes Lachen
Füße in der Sonne
im Paradiesapfelrot
Hinübergreifen
berührende Fingerspitzen
sanfter Halt
Kribbeln
Köpfe geneigt
Blicke ineinander
Fingerkuppen leichtes Ziehen
Die Hand, der Arm, die Kette
der Kuss
das Drehen, Taumeln, sich Verlieren
Kirmesmann, go on
Schneller, schneller
höher, höher, höher
Zwischen Fliegern und Kranichen
freier Flug im Orbit
Musik der Amorbahn
Puderzuckerzuckerwatte
Glitzernd leichte Liebesschwerelosigkeit
Sternschnuppenstaub im Haar
Mondlichtkristalle auf der Haut
sonnenstrahlgestreichelt
unsere Körper

september 2012

Mein wunderbarer Freund.

Es gibt Menschen, die sind ein Teil von einem selbst.

Manchmal kommen sie einem abhanden. Wie ein Stock oder Schirm. Über die Jahre wie Schleifstaub im Wind des Lebens weggeweht. Der Blick, das Wollen überall hingerichtet. Kinder, Küche, Kirche. Die Zeiten ziehen mit Macht wie eine Dampflock. Es passiert so viel.

Andreas und ich haben uns nun einige Jahre nicht gesehen. Wir haben uns während des Studiums in Aachen kennengelernt. Er war der Freund einer Freundin, sah aus wie Frank Zappa, fuhr einen Strichachter, spielte Gitarre und war neben Lenny Kravitz die zweitcoolste Socke der Welt. Er war in meine WG eingezogen, die ich irgendwie übernommen hatte, nachdem mein Ex-Mitbewohner mir einen von der Polizei gesuchten DJ in die Wohnung gesetzt hatte. Tom Voice, der dauernd Sex mit irgendwelchen Groupies hatte und ich musste durch sein Zimmer, um aufs Klo zu kommen. Da musste ich die Geräusche verfolgen, um zu wissen, wann ich klopfen kann. Hausarbeiten schreiben, Pipi müssen. Harte Bedingungen. Tom Voice war mit nur einem Seesack, tausend Geschichten und einer Pistole gekommen. Er hatte eine Freundin, deren Haustür er eingetreten hat, weshalb sie dann eine Nacht in meiner neuen Wohnung geschlafen hat. Wirre Zeiten, die mich die WG übernehmen und mit Andreas und Sonja zusammenziehen ließen.

Wir haben in der WG die Welt gerettet. Ich weiß nicht wie oft. Bis morgens um drei, vier, fünf Uhr. Noch ein Bier? Marx. Frankfurter Schule. Dritte Welt. Die Umstände, Gesellschaft, Entwicklung, die Welt, die Welt, die Welt. Ich muss noch schnell die Welt retten… Große Fahnen. Andreas war ein Großteil meines Politikstudiums. Legendäre Partys. Wir hätten jedes Mal renovieren müssen. Ich habe dann Ela kennengelernt, wir sind nach Mannheim gezogen, mein erster Job, und haben ein Leben begonnen. Irgendwann habe ich Andreas aus den Augen verloren. Vor ein paar Jahren. Eine eigene Geschichte. Haken dran.

Für dieses Wochenende haben wir uns verabredet. Freitag habe ich ihn in Köln von der Bahn abgeholt. Da stand er. Mit Koffer. Mein Freund. Wie habe ich mich gefreut. Sein Lächeln, seine glänzenden Augen. Den kenne ich. Wir würden reden, all night long. Ich hatte Wein eingekauft, Leckereien, Kleinigkeiten, Baguette, Käse, eingelegte Dinge. Wir haben uns an den Küchentisch gesetzt, die Zeit Revue passieren lassen, haben gegessen, getrunken, Musik gehört, geredet, geredet, geredet. Ohne Punkt und Komma. Zwei Nächte lang. Bis morgens halb vier.

Am Samstag haben wir mit Zoe frische Pfifferlinge im Wald gesucht, um abends Troffie mit frischen Pfifferlingen zu kochen. Wir haben oft zusammen gekocht, in der WG damals. Haben gemeinsam kochen gelernt. Gutes kochen. Nicht das für das Sattwerden, dieses andere Kochen. Das feine Abschmecken. Welchen Wein dazu? Welche Musik? Andreas hat Jims E-Gitarre entdeckt. Angeschlossen, gespielt. Ich habe ihn mir geschnappt und samt Verstärker in mein Zimmer verfrachtet, ins Sonnenlicht, damit ich fotografieren kann. Hat er mit sich machen lassen. „Was hast du vor?“ „Egal. Komm mit.“ Klick. Die Finger fliegen noch. Satter Sound im Haus. WG. Sag ich doch. Den Nachmittag über haben wir draußen in der Sonne gesessen, haben die Wolken ziehen sehen. Cappuccino. Viel. Noch einen? Ja. Treppengespräche.

Zum Abend haben wir uns den Trecker geschnappt und sind über die Felder rauf ins Nachbardorf zu Jean-Luc. Apero. Einen Rotwein trinken. Auf der Terrasse sitzen mit Blick auf die Wiesen, die Wolken, die vorbeiziehende Zeit. Zurück zum Kochen. Ela und Jens sind gekommen. Wir sitzen zusammen, essen, genießen. Eine sehr gute Flasche Wein aus dem Jahr 2003, die mir eine Freundin zum Geburtstag geschenkt hatte. Eine besondere Köstlichkeit. Chile. Elas iPhone liefert die Musik bis tief in die Nacht. Irgendwann bleiben Andreas und ich über, reden. Lachen. Wie früher. Als hätte der Rhein keinen Tropfen Wasser bewegt in der Zeit. Sonntagmittag muss er weg. Arbeit ruft. Kurzes Frühstück, während Ela und Jens das Mittagessen vorbereiten. WG. Fühlt sich gut an. Bahnhof. Abschied. Winken. Weg. Bald wieder. Wert und Wichtigkeit.

Ein Song, wie ihn Andreas gerne gespielt hätte: dr ring ding Golden Gate Für uns alle.

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Das #vernazzafloodbook von Andrea Erdna Barletta

Vernazza. Immer wieder Vernazza. Das Dorf lässt mich nicht los. Erst recht nicht seit der Flutkatastrophe am Tage des 25. Oktober 2011, als der Himmel über Vernazza brach und in wenigen Stunden die halbe Regenlast eines ganzen Jahres niederging. Das Wasser aus den Bergen sammelte sich. Ab 15 Uhr war die Hauptstraße des für mich schönsten Cinque Terre-Ortes ein reißender Fluss. Um 18 Uhr hatte dieser Fluss eine Höhe von rund drei Metern erreicht. Aus den Bergen kam Schlamm, es wurden Autos mitgerissen. Die Macken an den Häusern sind überall zu sehen. Das Dorf wurde durch Schlamm geflutet, teilweise wurden Häuser weggerissen.

Dieses Jahr war ich während des Levanto-Urlaubs oft in Vernazza. Als müsste ich dort sein, um meine Verbundenheit zu zeigen. Ein Mal bin ich mit dem Fahrrad hingefahren. Von Levanto den Berg rauf, am Kloster vorbei, die Küstenstraße hoch über dem Meer entlang bis nach Vernazza runter. Die Straße ist gesperrt. Überall sind Teile abgebrochen. Schneisen der Verwüstung haben sich in die Landschaft gegraben. An einer Stelle lagen plattgewalzte LKW flach am Boden. Die Räder von sich gestreckt, die Aufbauten weggerissen. Boote hingen noch in Büschen, ein Baucontainer lag irgendwo – neben den Häusern im Tal, die teils rechts und links umspült worden sind. Was muss das für ein Gefühl gewesen sein. Der Tag der Sintflut.

Einen Abend waren wir mit allen plus Freunden in Vernazza. Wir waren von Corniglia die Küste entlang gewandert, waren vorne am Anleger schwimmen und springen. Wir haben uns Pizza besorgt und Bier und haben gelacht, getobt, den x-ten Sonnenuntergang gesehen und Vernazza genossen, wie man nur Vernazza genießen kann. Elegant gekleidete Menschen auf der Straße, die unter den bunten Sonnenschirmen von Gianni Franzi oder im Gambero Rossi essen. Beim Vorbeigehen spinxe ich gerne auf die Teller und sehe, wie Köstlichkeiten Stück für Stück verschwinden.

Auf dem Weg vom Anleger ins Dorf bin ich in der Ausstellung von Andrea Erdna Barletta gelandet. Ein Grafiker und Fotograf aus Levanto, der die Folgen der Katastrophe und die Aufräumarbeiten dokumentiert hat. Irre Fotos. Ausgestellt in einem kleinen Raum im Hafen von Vernazza. Hoffnung und Verzweiflung. Der Helfer, der im Schlamm eine italienische Fahne findet und sie an eine schlammverschmierte Fassade in die abgerissenen Kabel hängt. Feuwehrleute, die verschüttete Türen aufschneiden. Immer mit der Angst, sie könnten jemanden finden, der es nicht geschafft hat oder aus den Bergen hinabgespült wurde. Das Foto der beiden jungen Frauen mit Mundschutz. Große Gummihandschuhe an den Händen – die eine küsst der anderen auf die Stirn. In den Augen ist das Lächeln zu sehen, die Freude, der Zusammenhalt. Teilweise seht ihr die Bilder oben auf dem Foto mit Andrea Erdna Barletta im Hintergrund. Einige Fotos gibt es auf Flickr zu sehen. Nicht nur von den Aufräumarbeiten, sondern auch von den Aktionen, die die bösen Geister der Vergangenheit vertreiben sollen. Unter anderem ein riesiges Mandala, dass die Bevölkerung geschaffen hat. Ein Foto das zeigt, wie die Zukunft Vernazzas aussieht. Bunt, lebendig, froh, mit dem Lächeln dieses Ortes. In Vernazza wird viel gelacht, gelächelt…

Copyright Jens Koch. 2012. (Danke, Jens:) )

Ich habe mich mit Andrea Erdna Barletta unterhalten, habe sein Buch gekauft. Der Erlös kommt www.vernazzafutura.it zugute. Eine schöne Aktion, um irgendwie die 80.000.000 € rein zu bekommen, die die „Alluvione“ im Meer versenkt hat. Ich habe ihm versprochen, über die Aktion zu bloggen. Er hat mich, uns, fotografiert, ich habe ihn fotografiert (oben). So kann ich ein wenig mehr für Vernazza tun. Hoffentlich. Der Spendenbutton ist weiter auf der Startseite für die, die noch nicht haben und gerne möchten. Wer auf facebook ist, kann die Aktion mit einem „Gefällt mir“ auf der Seite „Libro: Alluvione a Vernazza“ unterstützen. es geht weiter…

 

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Nacht der Nächte

Südwind. Dann liegt etwas in der Luft. Wetter aus Süden verändert. Macht leichter, unbeschwerter, freundlicher. Bringt Lächeln, Öffnung.

Gestern Nacht – hat es schon ewig hier nicht mehr gegeben. Eine laue Sommernacht. Trocken, ohne nassen, kühlen Tau. Ohne Pullover. Ich war im Nachbardorf auf eine Party eingeladen. Ein vierzigster Geburtstag. Ab 19 Uhr. Fußball. Fußballverein. Einer unserer Alten Herren ist 40 geworden. Alter Herr ist man im Fußball ab 32. Er hatte eingeladen. Weil er meine Mobilnummer nicht hatte und ich im Urlaub war, kam die Einladung per SMS nach Italien. Wer hätte da sagen können, dass das eine solche Nacht wird?

Ich bin mit dem Fahrrad gefahren. In Schale geschmissen. Weißes Hemd. Seine Freundin und er haben in den letzten Jahren ihr Haus renoviert. Super aufwendig und stilvoll. Mit einem sehr schönen Garten, weil er Garten- und Landschaftsbauer ist. Mit einer Feuerstelle aus Naturstein, die später die Nacht erhellte. So standen wir dort unter freiem Himmel und einem Meer aus Sternen. Tranken Bier, erzählten und tranken Bier. Erst den ganzen Abend, dann die ganze Nacht. Und wir hörten Musik, die der Onkel aufgelegt hat. Der, der schon Onkel war, als er geboren wurde und deshalb hier Onkel heißt.

Irgendwann habe ich mich zu ihm gesetzt, ans Laptop. iTunes. Eine Sammlung. Die Geschichte der Rock- und Popmusik. Sie kam mir nahezu vollständig vor. Wir haben alles gehört. Klassiker, Verschollenes. Aha-Effekte am laufenden Band. Wie viele Bands es gibt, die unsterblich sind. Wie viele Songs.

Eigentlich hatte ich relativ früh abdampfen wollen. Nach Hause, weil ich einer Freundin versprochen hatte, sie und ihre Tochter am nächsten Tag in Köln vom Flughafen abzuholen. 13:25 Uhr. Die Maschine aus Athen. Es wurde später und später und ich reduzierte die Stunden notwendigen Schlafs permanent. Es war einfach so schön.Ein wenig auch eine Erinnerung an die Nächte in Italien, als ich auch nicht nach Hause gehen konnte. Seit einiger Zeit ist mir das Nachhause-gehen-Gen abhanden gekommen. Ich bleibe. Sauge auf, nehme mit. Hab Spaß. Freu mich dran. In Italien war das un-, un-, un- un-, unbeschreiblich. Nächte, die in goldenen Truhen im Zentralspeicher meiner Erinnerung liegen. In feines Papier gehüllt. Mit gutem Duft und mehreren Flaschen Peroni als Beigabe.

Gestern dann die Nacht der Nächte dieses deutschen Sommers. Ich hatte nicht zu wagen gehofft. Das Wetter seit unserer Heimkehr eh schon ein Geschenk. Und dann das. Wir saßen da, ließen uns durch die Musikgeschichte treiben. Hörten The Who, Beatles, Hendrix, Dire Straits, Jethro Tull, Black Sabbath, AC/DC, The Doors, REM… Stundenlang. Wir saßen dort auf der Terrasse, als plötzlich eine richtig fette Sternschnuppe vom Himmel fiel. Keine, bei der man hätte denken können „War das ein Satellit?“. So eine von oben senkrecht herab. 21, 22. Dicker Leuchtballon, Schweif und weg. In diesem Jahr meine Dreizehnte, glaube ich. Habe mir immer dasselbe gewünscht, was bereits in Erfüllung gegangen ist. War. Quasi an Ort und Stelle. Es hatte also keinen Sinn, es noch einmal zu wünschen. Hab ich trotzdem. Wie um es zu bestätigen. Ich lächele. Kann mir plötzlich nicht mehr vorstellen, diese Nacht zu verschlafen. Die Augen zu schließen.

Die Gäste gingen langsam. Irgendwann war ich der letzte. Der Gastgeber war ins Bett gegangen. Hatte am Feuer gesessen, geschlafen. Seine Freundin hat ihn geweckt, ins Bett gebracht – „Mir ist so kalt.“ Ein unwirklicher Augenblick wie im Film. Dort fällt der Satz, wenn einer ins Jenseits übergeht. „Mir ist so kalt. Reitet ohne mich weiter.“ Wir haben dann ohne ihn weiter gefeiert. Song um Song, Bier um Bier. Zwischendurch Jägermeister, vor dem ich Respekt hatte. Ob mein Kopf sich am nächsten Tag anfühlt, als trage er ein Geweih? Ist gut gegangen. Um 6 Uhr bin ich mit meinem Rad gefahren. Den Feldweg zwischen den Maisfeldern hoch. Die Sonne ging auf, vor mir. Ein gelber Schimmer am Horizont, eine feine Linie, die Himmel und Erde trennt. Durch den Wald, an den Wiesen vorbei, das Dorf hinunter. Kurz ins Büro. Mails checken. Yes. Ab ins Bett um kurz vor Sieben. In meinem Zimmer war es komplett hell. Bis halb elf gepennt. Aufgestanden. Kopf gecheckt. Alles O.K. Glück gehabt. Jetzt bin ich hundemüde und blogge vor, weil ich morgen keine Zeit habe. Viel zu tun, Termine, enge Zeitfenster. Bin ich froh, dass ich gleich liege. Und froh, diese Nacht der Nächte in Gänze und total erlebt zu haben. Schöne Gedanken, Gefühle. Und eine fette Sternschnuppe als Bonusmaterial zum Soundtrack.

 

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What the hell ist dieses Leben?

Kann mich mal bitte jemand an die Hand nehmen? Mich ein ein wenig führen? Mir Dinge erklären? Solche, wie das Leben zum Beispiel? What the hell is going on?

Das Leben. Meines, eures, unseres. Auf diesem Planeten, in unseren Wohnungen und dazwischen. Dauernd passiert was. Kleine Dinge, wie ein Cappuccino, große Dinge wie Schlammlawinen in Vernazza, das Sterben geliebter Menschen, Trennungen, Verliebungen, Finanzchaos, Fußball-Europameisterschaften und das ganze großgeopolitische Gedöns von Hindukusch bis Fukushima. Olympia, das komplett an mir vorbeigegangen ist. Einziges Bild ist eine feiernde Sprinterin im roten Dress, die ich in Levanto im Vorbeigehen in einer Eisdiele im Fernsehen gesehen habe.

Es passiert so viel. Plötzlich. Und ich für mich stehe da und staune. Bin erschüttert, verschreckt, begeistert, erzürnt, verworren, betört, verloren, gefunden, begeistert, berührt, berührt. Das ist Leben, sagt jetzt vielleicht jemand von euch. Alles ist erklärbar, definierbar. Man kann sich hinsetzen, forschen, Sinnzusammenhänge aufschreiben, Formeln postulieren. Wenn a, dann b. Und Wurzeln und Algorithmen und Logarithmen und Logopädie. In meinem geliebten Buddhismus heißt es, dass wir in jedem Augenblick unser eigenes Dasein schaffen. Unsere Zukunft, ab dem jetzigen Moment. Bin ich nett, ist alles O.K. Bin ich es nicht, gibt es Krieg und es sterben bisweilen sogar Menschen. Unvorstellbar. Selbstgemacht. So lange Hass erzeugt, gepredigt, verwünscht, bis es kracht.

Und nun? Sitze ich hier mit dem Meer, Italien und Levanto im Rücken. Werde furchtbar sentimental, denke an meine Mama und. Das Leben. Wie es spielt, läuft, schlängelt. Mal bist du oben, mal bist du unten. Hab ich im letzten halben Jahr, in den letzten Monaten reichlich erfahren. Wie sagt ein Freund: Manchmal kriegst dus einfach voll auf die Fresse. Mit Nasenbluten und Kopfschmerz bis der Arzt kommt. Und dann, als wäre nichts gewesen, kommt ein neuer Tag, der Frühling, die Vöglein zwitschern und so ein scheißkitschiger Schmetterling, lieblich und schön, umsurrt dich und setzt dich auf deine Hand. Was soll das, bitte schön? Läuft das so? Zuckerbrot und Peitsche? Brot und Spiele? mal Zuschauer, mal Löwenfutter? Na Bravo und Applaus auch.

Si. Yes. Qui. Genau so. Scheinbar. Was hilft? Was tun? Auch da gibt es diesen wunderbaren Trick, den ich seit sehr langem beherze: Weiteratmen. Weiteratmen. Weiteratmen. Ela würde sagen: Die Welle reiten. Ela. Schön. Es geht wieder. Die Betonsturmflutschutzwallmauern können allmählich abgebaut werden. Langsam. Ich sehe schon drüber und freue mich. Wenig Angst mehr. Nur mal so zur Info. Zwischendurch.

Also what the hell ist dieses Leben? Mein Kopf als alte Textermaschine würde jetzt gliedern und eine wohlklingende Abhandlung schreiben. Mein Herz sagt: Halt die Klappe, du hast keine Ahnung. Tatsächlich habe ich mal gedacht, ich wüsste, wie der Hase läuft. Ich glaube, da war ich so 30. Ungefähr so alt wie auf dem Foto von 1994 im vorangehenden Post. Jetzt, wo ich auf die 50 zugehe, fängt es an, dass irgendetwas in mir sagt: Lass es. Nimm die Finger weg. Hör auf zu erklären, zu fabulieren, zu antizipieren. Lass es laufen, kommen, egal, was es ist. Denk nicht nach, nimm es, lass es, entscheide dich so, wie es sich am besten anfühlt.

Es läuft gerade. Es ordnet sich. Das Leben macht mir Geschenke. Ich fühle mich wie ein kleiner Junge, der zugedeckt wird, dem das Leben über den Kopf streicht und sagt: Alles ist gut. Träum schön. Ich da noch eine Kleinigkeit für dich. Augenzwinkern. Ist das Traum oder Wirklichkeit? Das Spiel, die Realität, die Wirklichkeit und das Leben. Ein Thema, an dem ich schon lange arbeite. Das bis hierher schwammig bleibt. Ungewiss. Ungewisser als damals, als ich dachte, die Welt erkannt zu haben.

So what? Nichts. Weiteratmen. Die Gedanken kommen und gehen lassen, die Krisen, Katastrophen nehmen, wie sie sind. Ohne Angst. Was kann mehr passieren? Es passiert so viel und letztlich kommt der Frühling, der Tag beginnt, der Schmetterling kommt und setzt sich. Zoe hat mir im Urlaub einen Seeigel in die Hand gegeben. So ein stacheliges Vieh, vor dem man Angst hat, weil es unter Wasser mit seinen Stacheln wartet, um sie einem in den Fuß zu rammen. Sie sagte: „Papa, schau mal, wie schön der ist. Und wenn du ihn auf der Hand hast, dann kribbelt das. Er saugt sich fest.“ Sie gab ihn mir in die Hand und er war wunderschön. Die Stacheln tiefschwarz und wie eine Sonne angeordnet. Das Gefühl in der Hand war so nett. Er hat sich tatsächlich festgesaugt. Aber es war ein Streicheln wie von kleinen Händen.

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Mama hat einen Freund.

Ich kenne sie seit 47 Jahren. Sie hat mich geboren und auch sonst ziemlich viel für mich getan. Meine Mama.

Ihr Mann, mein Papa, ist im Februar gestorben. Herzinfarkt in einem Restaurant. Sieben Ärzte und Sanitäter, mehrere Rettungswagen. Plötzlich. Aus. Ein Anruf an einem späten Mittwochabend, den man sich so gar nicht wünscht. Tränen, Trauer und all das, was notwendig ist. Durch die Nacht fahren, reden und organisieren. Was alles getan werden muss. Einen Sarg aussuchen. Grabschmuck, Karten. Eine Todesanzeige texten. Mein Job. Für meinen Vater. Einer der wichtigsten Texte meines Lebens. Wie immer unter Zeitdruck, weil der Drucker wartet.

Gestern der Anruf. Ein guter Anruf. Aus dem Urlaub hatte ich meiner Mutter eine Karte geschrieben. Beruhigend, damit sie weiß, dass alles gut ist und ihr „Mittlerster“ klar kommt in der neuen Familienkonstellation und dem Urlaubsexperiment. Sie klang gut. Nichts in der Stimme, was Moll erahnen ließ. Schön.

Ich habe ihr einen Stein aus Italien mitgebracht. So einen schönen hellen grauen mit feiner weißer Linie. Quarzeinschluss. So einen, den man nicht kaufen kann. Sie hat sich so einen von mir gewünscht. Einen, der von Herzen kommt, der eine Geschichte hat. Für diesen sind Jim und ich eine halbe Stunde die Küste entlang geschnorchelt bis zu dem Felsen, wo die Kinder aus zehn Meter Höhe in dieses kleine Bassin gesprungen sind. Mit wenig Wassertiefe. Der Grund in einem Tauchschwung erreichbar und voller Steine. Die Kids sind leicht, treffen wie Korken aufs Wasser. Ich stand oben und schaute lieber den Möwen zu, die auf den Felsen im Meer den Wind genossen.

Jim wollte mit mir in die Höhle tauchen. Mit Taschenlampe, die dann leider trotz Verpackung nass geworden ist. Wir sind so reingetaucht, als mich plötzlich ein Schmerz am Arm traf. Elektroschock, Brennesselkonzentrat. Wir hatten uns die Höhle mit einer Feuerqualle geteilt. Autsch. Die beiden Tentakelstreifen zieren noch jetzt meinen Arm. Wieder ein Erlebnis, Abenteuer. Mit Jim unterwegs zu sein ist speziell im positiven Sinne. Der Junge strahlt eine Ruhe aus, die mich seit dem ersten Augenblick fasziniert. Sein Blick, als er geboren wurde. Wie langsam kann man schauen…

Wir sind vorsichtig aus der Höhle geschwommen, Jim ist auf den Fels geklettert, gesprungen, ist getaucht und hat den Stein hoch gebracht. Nicht oval oder rund, wie die anderen, sondern eher dreieckig. Er ist in den Zeiten irgendwie anders abgeschliffen worden. Ich nehme ihn in die Hand beim Zurückschwimmen, treibe mich mit den Flossen vorwärts. Er liegt gut in der Hand, ein schönes, schweres, sonniges Gefühl. Leichtigkeit mit Gewicht.

Das Telefon klingelt. Hier ist Mama. Wir sprechen. Über den Urlaub und sie fragt, ob ich eine Freundin habe. Ich erzähle ihr den Stand der Dinge. Wundere mich. Eigentlich fragt sie nicht, lässt mich. Wenn, erzähle ich. Frei. Sie wollte hören, wie es mir geht und ob ich für die Info bereit bin. Sich vortasten. Denn: Sie hat einen Freund. Wow! Ich kannte sie 47 Jahre lang nur an der Seite meines Vaters. Und nun ein anderer Mann. Verrückte Welt. Es geht ihr gut, da ist jemand aufgetaucht, den sie mag. Sie erzählt und ich höre in ihrer Stimme, wie gut alles ist. Wie wohl sie sich fühlt, auch wenn da noch Bedenken sind, weil der Februar noch nicht so lange her ist. Vergiss es, Mama. Nimm es. Freu dich. „Ich wollte, dass du es weißt.“ Nicht irgendwie anders erfährst, dachte sie. Nein, ich freue mich. Sehr. Wie schön. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.

 

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Geld oder Leben?

Wie viel Geld braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Was ich so wahrnehme, ist immer knapp nicht genug da. Gefühlt. Die Ansprüche wachsen mit dem Einkommen. Genau genommen ist für uns hier ja jeder Tag another day in paradise. Das Wasser kommt aus der Leitung, der Strom aus der Steckdose und das Internet mittlerweile durch die Luft. Wir wehren uns gegen Geschenke wie Toaster oder Serviettenringe, sind froh, wenn der Sperrmüll mal wieder eine Ladung mitnimmt und kämpfen gegen übervolle Räume, Keller und Dachböden, die unsere Möglichkeiten zustellen.

Italien. 2012. Ein Campingplatz. Freiheit. An meinem Körper ein paar alte Flip-Flops und eine kurze Hose. T-Shirt spare ich mir, weil ich den Meerwind und die Sonne auf der Haut mag. Nehme mit, was da ist. Anfangs haben wir zu wenige Stühle, weil wir in neuer Konstellation mit zusätzlichen Freunden unterwegs sind. Kaufen ist der Impuls. Warum eigentlich? Die abreisenden Camper werfen ihre weg. Campingplatz-Sperrmüll. Ich nehme mir die Stühle, die wir brauchen, um sie später weiterzugeben an zwei durchreisende Amerikaner. Völkerverständigung. Verbindung. Ein Boot.

Campen ist ein wenig wie leben in einem Flüchtlingslager. Selbstverständlich nicht von der der Not und den Emotionen her, aber hinsichtlich Enge und Verzicht auf Privatssphäre. Ich erinnere mich an eine Frage von Jim, als er noch ganz klein war und aus dem Nachbarzelt eindeutige Geräusche eines jungen Paares kamen. „Papa, was machen die da?“ Ich sagte: „Jim, dem Mann geht es nicht gut, ich glaube, der hat Asthma.“ Am nächsten Tag wollte Jim wissen, ob der Mann jetzt wieder gesund ist. „Ja Jim, dem geht es wieder gut. Richtig gut.“ Da war er beruhigt.

Die Plätze auf dem Zeltplatz in Levanto sind klein. Ein alter Olivenhain, Terrassen, die nicht als Zeltplatz geplant waren. Aber das aufstrebende Europa wollte nach dem Krieg nach Italien und so wurde aus dem Hain 1957 ein Zeltplatz mit wachsender Beliebtheit. Die Menschen kommen, immer wieder. Und immer wieder treffen wir die gleichen Leute, die sich den Mücken, dem Staub und der Enge aussetzen. Was ist das? Klar, Italiensehnsucht. Aber auch: Der Wunsch nach Freiheit. Das schöne Gefühl, nichts zu haben. Nichts zu brauchen. Zu spüren, wie wenig genügt. Tagsüber ist das Zelt tabu. Viel zu heiß. Sauna. Keine fünf Minuten zu ertragen. Da bleibt nur Strand oder Hängematte. Kein Dach über dem Kopf. Und: Es fehlt nicht! Im Gegenteil.

Dieses Jahr hatte ich im Urlaub ein schönes Gefühl von Bescheidenheit. Irgendwie brauchte ich nichts außer dem, was da war. Was die Natur und die Menschen um mich herum zu bieten hatten. Und das war so viel. An einem Abend haben wir zu einem Paellaessen eingeladen. Es gab nicht genug Stühle, das Kochen auf dem Elektroplattenkocher war schwierig, weil bei Volllast die Sicherung flog, aber es ging. Hat sogar Spaß gemacht unter der größten Dunstabzugshaube der Welt zu kochen. Wir hatten heimischen Wein abfüllen lassen in der Enoteca, frische Sachen eingekauft. Alle kamen, hatten sich so chic gemacht, wie es ein Campingplatz zulässt und hatten Spaß. Satt. Paella vom Plastikteller. Die Woche drauf gab es ein Pastaessen, zu dem alle ihre Geheimrezepte beigesteuert haben. Große Freude, kleiner Aufwand.

Luxus, der kein Luxus ist. Zumindest kein kaufbarer. Geld spielt keine Rolle. Sehen, was zählt. Konzentrieren auf das, was wichtig ist. Das Meer nehmen, die Sonne, die Luft. Gespräche unter freiem Himmel, auf Steinen, im Sand, auf der Via del Amore. Da saß ich eines Abends. Und es war so schön, dass es kaum auszuhalten war. Ein Ort, der fast weh tut. Eine kleine Bar im Fels über dem Meer. Und ich fragte mich, wo die restlichen sieben Milliarden Menschen sind. Weshalb sie diese Bar nicht stürmen, diesen Augenblick verstreichen lassen. Weshalb alle Touristen vorbeiziehen und sich von den wartenden Zügen abtransportieren lassen, wegziehen. Weshalb sich Brad Pitt und Angelina Jolie nicht jeden Abend zum Sonnenuntergang einfliegen lassen. Nothing. Zuletzt saßen wir allein. Die Bar schloss. Das Glück wurde in kleine Pakete zum Mitnehmen gepackt, es liegt jetzt in einem heiligen Ort in mir. Mindestens für immer und noch zwei Leben drauf.

Geld oder Leben? Leben. Ever. Es braucht so wenig, glücklich zu sein. Kein Haus, kein Hotel, kein Flug. Irgendwie nach Italien kommen. Wie Johann Wolfgang und alle nach ihm. Weil dieses Jahr so wenig gereicht hat, um viel zu sein, hatte ich üppige Restbestände in meiner Urlaubskasse. Weil man bestimmte Dinge halt nicht kaufen kann. Aber, ich bin natürlich kein Heiliger und Bettelmönch. Ich hab dann doch nach meiner Rückkehr gleich investiert. Restbestände in italienische Schuhe, weil Schuhe in diesem Urlaub eine Rolle gespielt haben. Vielleicht möchtet ihr sehen, welche? Nein? Ja? O.K. Hier der Link zu meinen neuen MOMA Miele von Riccardo Cartillone. Manchmal ist Geld dann doch eine gute Sache. Ich wiederspreche mir? Ach was. Es ist, wie es ist. Ohne wäre auch gut gewesen.

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Alles noch ganz slow…

Mann. Urlaub. Tatsächlich die Systeme runtergefahren. Bin noch ganz beduselt von der Rückfahrt und den vielen Erlebnissen. Bloggen? Och ja. Lieber wäre mir jetzt ein Spaziergang am Strand. Levanto, die Promenade entlang. Ist der Surfmann schon da, der die Bretter vermietet? Gibt es Wellen oder bleibt die See ruhig? Oder durch die kühlen Tunnel nach Framura joggen? Einen Espresso in der Bar im kleinen Hafen? Welcher Strand ist heute der beste? Steinstrand links in der Bucht? Sandstrand? Zu Füßen der Piper-Bar für den entspannten Cappuccino zwischendurch? Oder mit dem Fahrrad durch die Tunnel in die Schnorchelbuchten? Zum Strand mit dem Riff, wo Jim acht Meter tief getaucht ist? Oder zu dem Strand, wo wir über den Fels geklettert sind samt Schwimmzeug, um zu der Grotte zu kommen, in die Jim von der Meerseite getaucht ist und mir das Herz stehengeblieben ist, als er plötzlich unter Wasser in der Dunkelheit verschwand?

Was für ein Urlaub. Zu sechst. Sehr schön, sehr harmonisch, sehr entspannt. Freunde getroffen, neue kennengelernt, Paella- und Pastaessen auf dem Campingplatz veranstaltet, Klassikkonzerte in Kirchen und auf freien Plätzen gehört. Schumann, Bruch, Mozart. Das Fest der Meere mit großem Markt, Kreuzprozession und Abschlussfeuerwerk auf offenem Meer. Gewandert, Berge erklommen und nach Vernazza gefahren. Mehrfach. Alle fünf Cinque Terre Orte besucht und die Nacht zum Tag gemacht. Den Mond wandern gesehen, Sternschnuppen, die keine Wünsche übrig ließen. Himmlisch, pardiesisch. Das Leben hat mich, uns, verwöhnt. Umschlossen, umgarnt, an die Hand genommen. Was soll jetzt noch kommen?

Am Freitag dann packen, Ela hatte wegen Ihrer Yogaausbildung schon Mittwoch fahren müssen, und nach Hause. Fünfzehn Stunden, um langsam anzukommen, heimzukehren. Meine Seele liegt noch am Strand, verliebt. In die Welt, die warmen Sommernächte. Schön. Intensiv. Verzaubernd der Sonnenuntergang auf der Via del Amore, die zurecht so heißt. Wahrlich. Langsam versinkt die Sonne blutrot im Meer, um den Weg frei zu geben für die Lichter der Strandpromenade von Monterosso. Die Eiswürfel im Aperol Spritz klingen. So süß.

Ich wollte keine Postkartenmotive fotografieren. Zu gewöhnlich. Aber was soll man machen? Bei dem Licht? Bei den Sonnenuntergängen? Bei der Stimmung? Was einem da alles vor die Kamera kommt. Und dann fehlt die Unterwasserkamera. Schnorcheln mit den Teens am Riff. Wie sie mit ihren bunten Boardshorts und Badesachen sonnengebräunt abtauchen, unter mich schwimmen, mit Luftblasen beschießen. Schöne Bilder. Sehr ästhetisch. Im Kopf. Man muss ja nicht gleich die ganze Welt digitalisieren. Obwohl Jim schon sehr gerne eine GoPro hätte, die HD-Aufnahmen als Bild und Video unter Wasser macht.

Jetzt bin ich also zurück und trage die Liebe zu diesem Land und all den Eindrücken in mir. Lenny Kravitz, die coolste Socke der Welt, hat da einen schönen Song, der passt. Make me feel so sweet… Sehnsucht, ja, Sehnsucht.

 

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Pimp with Gimp by Jim Richter


Jim Richter, 2012.

Ihr habt es mitbekommen. Momentan fotografiere ich gerne und spiele mit der Bildverarbeitung. An den Reglern ziehen. Nun gibt es hier einen jungen Mann im Haus, der hat im letzten Jahr ein Praktikum bei einem Kölner Fotografen gemacht und ist seitdem in fotografischen Dingen recht gut bewandert.Jim Richter. Er weiß deutlich mehr über Kameraeinstellungen und Photoshopfunktionen als ich. Gestern haben wir beide ein Foto von mir bearbeitet. Erst ich, dann habe ich ihm zugesehen. Der war da im Programm an Orten, die habe ich noch nie gesehen.

Abends hat er mir dann ein neues Programm vorgestellt. GIMP. Ein Image Manipulation Program. Hört sich nach Hirnwäsche oder so an, ist aber eigentlich nur die kostenlose Open-Source-Alternative zu Photoshop. Für jeden einfach und kostenlos zum Runterladen. Wahnsinn. Elektronische Bildverarbeitung.

Er hat dann ein wenig gespielt, gedreht, gemacht, gerendert und am Ende kam das Bild oben heraus. Foto? Zeichnung? What? Keine Ahnung. Ich habe ihn gefragt, ob ichs bloggen darf. „Klar, Papa. Mach mal.“ Mach ich. Und die beiden Fotos auch. Aufgrund meiner Serie der letzten Tage wisst ihr, welche Bearbeitung von mir stammt. Die andere ist von Jim. Macht Spaß, mit seinem Sohn zu fachsimpeln und zusammenzuarbeiten. Papastolz. Guter Junge:)

 

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Oh Gott, wo ist mein Gottesteilchen?

Cern. LHC. Sie haben es wieder getan. Arme kleine Teilchen mit Highspeed aufeinander gejagt. Physiker sind und bleiben kleine Jungs. Matchbox-Autos mit Vollspeed aufeinander knallen lassen und gucken, was passiert. Boah, ey! Krass, Alter!

Und dann geht’s los. Talk about Chaos. Hasse gesehn, voll der Scheinwerfer gesplittert und die Frontscheibe. Tür rausgeflogen, Rad ab, Dach eingedrückt, Frontsitze zur Heckscheibe raus. Jetzt ist es also geschehen. Die CERN-Nerds haben es gefunden in all dem Teilchenchaos, dass sie in ihren Mikroexplosionen-Kollisionen erzeugen. Higgs-Boson ist erkannt. Da bist du ja endlich. Wo warst du denn die ganze Zeit?

Worum geht es eigentlich?

Habe mal recherchiert.

Es geht um nicht weniger als die Zusammensetzung des Universum und letztlich die Frage, was nach dem Urknall eigentlich so passiert ist. Wie kam die Masse in die Teilchen, die Butter aufs Brot, die Mutter zum Kind? Bislang haben wir einen netten Baukasten aus 12 Elementarteilchen, die alle uns bekannten Atome zusammensetzen. So weit, so gut. Dieses Modell passt bislang, wir leben gut damit und wir könnten Ruhe geben, würde das Modell halt immer stimmen. Tut es nicht, Physiker müssen ja auch Jobs haben. Es gibt Erklärungslücken. „So spricht es Teilchen beispielsweise keine Masse zu, obwohl ohne Masse alle Partikel schnell wie das Licht wären. Es gäbe keine Zusammenballungen – keine Atome, keine Sterne, Planeten oder Menschen.“ Spiegel Online.

Das erstaunt ein wenig. Wir haben ein funktionierendes Modell, das aber weder Atome, noch Sterne noch Planeten noch Menschen beinhaltet? Huhu. Hallo? Standardmodell. Eben nur Standard. Da würde ich ja mal nicht von kleinen Lücken sprechen, weil ich mich persönlich über die physikalischen Maße hinaus in Frage gestellt sehe. Ich existiere nicht, weil meine Teilchen keine Masse haben? Klingt nach Theorie-Diät.

1964 hat sich Mister Higgs von der königlichen Insel gedacht: Nicht mit dem Commander. Er hat sich ein DIN-A4-Blatt geschnappt und darauf gepinnt: GOTTESTEILCHEN. Erklärt wird es so. Das Teilchen ist unheimlich sexy. Angelina Jolie betritt den Raum und löst was aus? Anziehung. Sie ist das Boson-Teilchen. Wenn ich richtig mitgezählt und verstanden habe: Die 13. Oh, oh.

Der Tumult um sie herum ist das Higgs-Feld, das sich an ihre Fersen heftet und ihren Gang durch den Raum erschwert, weil sie plötzlich Masse hat. Schwer wird. All die Leute um sie herum.

Nun haben die Cernis in zwei Versuchen von zwei Gruppen ein und das selbe Ergebnis erzielt: Es gibt diese Angelina Jolie, das Gottesteilchen, das Boson. Yippie-Yeah! Also die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit der Annahme liegt bei 1 zu 1,6 Millionen. Kann man schon mal drauf wetten. Und worüber freuen sich die Physiker am meisten? Es könnte sein, dass dieses Teilchen eine Physik jeseits des bisherigen Standard-Elementarsystems begründet, was vieles mehr erklären dürfte. Da sind noch eine ganze Reihe Fragen um Galaxien und Dunkle Materie und Dunkle Energie offen. Draußen. Richtung Sonne und Mars und weiter. Science Fiction. Lässt sich bisher alles nicht erklären mit dem Standardmodell. Ist halt Standard und nicht Business-Class.

Wir leben in aufregenden Zeiten. So ganz nebenbei, während die Welt sich dreht und Deutschland sich nach einem schönen Sommer sehnt, finden die Jungs und Mädels mit ihrem Future-LHC das, was alles zusammenhält. Oder nicht? Jetzt brauchen sie erst einmal ein neues Spielzeug, weil das LHC Teilchen im Kreis beschleunigt und eher dazu dient, Teilchen zu entdecken. Um sie nun näher kennenzulernen, braucht es einen Linearbeschleuniger. Kostet 10 Milliarden, weil er 30 Kilometer lang sein muss und wahrscheinlich ziemlich gerade. Das wird dauern. Es bleibt also spannend und die Physiker haben noch lange zu tun.

P.S. Wer mehr erfahren möchte, kann mal versuchen, den Wikipedia-Artikel zu verstehen. Elmentar-Physik. Ein Vergnügen…

 

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ELECTRICITY

Es gibt Leute, die sagen, alles wird gut!

Die behaupten, wir würden am Rande einer neuen Epoche leben und momentan übergehen in das Wirtschaftszeitalter der grünen Energie. Was uns Aufschwung, Wohlstand, Gerechtigkeit, Klimarettung bringen würde. Klingt nach Freibier für alle. Schon mal erlebt?

Wie auch immer. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Was ich da als ein Siebenmilliardstel der Menschheit denke, ist eh schnuppenfirlefanzegalinski. So what.

Trotzdem interessiert mich gerade das Thema Elektrizität. Eher aus einem fotografischen Blick heraus. Mir sind gerade Ausschnitte des Stromnetzes sowie der Stromerzuegung rund um unser Dorf ins Auge und die Linse gesprungen. Das sind ja nicht weniger als Lebensadern. Für manche tatsächlich. Nach dem Sturm Kyrill war ich für über 48 h ohne Strom. Kein Handyempfang, weil die Masten lahmgelegt waren. Bäume waren auf die Überlandleitungen gestürzt, alles musste abgestellt werden.

Erst war es gemütlich. Kerzenschein, Ofen, kochen auf dem Gasherd. Am nächsten Tag starteten dann die Notstromaggregate, weil die Kühltruhen voller Fleisch in der Nachbarschaft abzutauen drohten. Brummmmm. Strom. Energie. Lärm, Lebenselixier. Also laufe ich mit Cooper rum und knipse. Nehme Leitungen ins Visier, Transformatoren, Isolatoren, Windräder. Erstaunliche Objekte, wenn man sie bearbeitet. Mache ich gerade. Freistelleffekt durch das Drehen an der einen oder anderen Stellschraube.

Und dann eben: Konkret. Die Birne im Garderobenraum unten im Flur war kaputt, wodurch Schuhe und Jacken auf einem großen Stapel in der Dunkelheit gelandet sind. Ein kleinerr Raum ohne Tageslicht. Jim und ich, Sohn und Vater, haben auf Jims Initiative Hand angelegt. Praktikum in Kanada, kann ich nur sagen. Neue Tatkraft. Hausmeisterblick. Wir haben den Job aufgeteilt. Leiter aus dem Keller, neue Birne vom Speicher. Jim will die Sicherung ausschalten, ich bin dagegen. Hängt der Anrufbeantworter dran, der müsste neu eingestellt werden. Doof. Wir stellen den Strom mit Lichtschalter aus und testen mit dem Phasenprüfer. Leitung tot, wir leben. Gut so. Jim tüftelt, schraubt, macht. Ich assistiere unten auf der Leiter. Halte Zangen, Schraubenzieher, Taschenlampe und achte auf Jim, der verdreht oben auf dem Querbügel der Leiter sitzt. „Wenn der Junge fällt!“. Eltern, schrecklich. Die Glühbirne lässt sich nicht wechseln. Komisch. Jim und ich geben alles, aber die Lampe ist eine verklebte Einheit. Nichts geht. Austausch. Weg damit. Mit welcher Behändigkeit Jim das erledigt. Er schraubt die neue Lampe in die Decke, also den Halter der neuen Lampe, bringt die Leitungen an, montiert das Gehäuse am Deckenträger. Licht an! Yes, Licht an! Respekt, junger Mann! Brennt und wir haben überlebt. ELECTRICTY ist spannend. Und so gut zu uns. Licht, Wärme, Kraft. Ins Haus. Überlandleitungen, Windräder. Nice.

 

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Raven

I
Als Prinz fühlen, Scheiße

Auf dem Hügel
gleißendes Licht
Locken, blond

Von Süden
reißt du den Himmel auf

Zeitlupenflug
still
Jäger
von oben
Tomahawk

Kopf leicht schief
böser Blick
Golf GTI

Augenaufschlag
Laser
Flügel hoch, Steilkurvenflug

Aus dem Licht
näher

Schnabel geschärft
Nackenfell gesträubt
Haupt zur Seite
letzte Sekunde bevor

Durch mich durch
wärst du geflogen

Schrei der Krähe
Lust, dunkle Schönheit

Spüre dich
im Rücken

Auf der Schulter gelandet
Adlerkralle bis auf den Knochen
Prometheus
hackst, frisst
lachst
flüsterst Verheißungen
Schmähungen

Die Finger
auf deinem Bauch
dicht
über der Scham

Gespannter Blick
Schnabelspitze, geschärft

Mit Verletzungen kennst du dich aus

Weich, warm
das Stöhnen
Zauber
verwandelt, ever

Das weiße Hemd
von meiner Brust gerissen
den Raben
in die Haut gehackt
gezeichnet
tätowiert

Fliegst, klar
nach Norden

II
Wirfst den Blick
Rettungsring

Ertrinke

Dein Blick
scharf

Drähte mit Spitzen
von Auge zu Auge

Blind

Wo ist deine Hand?

Ein Flügel
eine Adlerkralle

Muskeln, Blutgefäße, Sehnen

Eng zusammen
schnatterst
verscheuchst
Elstern, mich

Spüre deine Federn

III
Mit Dornenkrone in der Luft
Toter Blick Inri
Diamanten, Gold, Perlen
roter Samt
Florentiner Rubin
dunkel
hängt sie schief in die Stirn

Maschinengewehre unter den Flügeln
Hawk
Lenkflugkörper

Du weißt dich zu wehren

Lächeln
herab
LOVE YOU

Schuss durch den Arm

SORRY! SORRY?

collateral damage

Schläge
mit hartem Zepter

Dein Wille geschehe

juni 2012

Warten!

… ist nicht meine Stärke.

Zur Zeit ist das Thema Warten in meinem Leben sehr präsent. Ich warte. Bin ausgebremst. Gerade in dieser Woche stehen grundlegende Entscheidungen, Veränderungen an. Ich weiß noch nicht, was kommt, wie ich mich entscheide. Was sich mir bietet. Ich führe Gespräche – beruflich, privat. Vielleicht wird alles anders. Was für ein Jahr.

In diesem Warten-Kontext habe ich gerade Fotos von Trash Treasure aus Köln entdeckt. Eine Serie, die wartende Menschen zeigt. Fotos voller Details. Körperhaltungen. Äußerst spannend. Und inspirierend.

Heute haben wir Jim und seinen Freund vom Flughafen in Düsseldorf abgeholt. Ich habe meine Kamera mitgenommen, um dieses Abhol-Event fotografisch festzuhalten. Denn es waren nicht nur wir da, sondern auch eine ganze Reihe anderer Menschen. Vor allem Freundinnen aus der Klasse, die frei hatten wegen einer Zeugniskonferenz. Die Mädchen hatten 12 Himbeertörtchen zur Begrüßung gebacken. Es gab ein Banner mit der Aufschrift „Welcome back, boys!“ und Gekreische, als Jim und sein Freund mit ihren Rucksäcken durch die Automatiktür traten.

Großes Hallo. Küsschen, Umarmungen, Fragen, Fragen, Fragen. Die beiden taten mir fast schon leid. Dann großes Picknick mitten im Flughafen mit Kaffee, Brownies (hat Zoe gebacken) und den Himbeertörtchen.

Irgendwann habe ich mich weggestohlen. Zum Fotografieren. Den Flughafen durch die Linse sehen. Da fiel mir der Eingang auf. Das Foto oben. Ein Taxi fuhr vor, überall wiesen Schilder den Weg oder gaben an, wie man sich zu verhalten hat. Go. No Go. Leitsymbole. Notausgang. Ich habe den Moment ihn ein Bild gepresst, um ihn anzuhalten. Zuhause habe ich in bearbeitet, um ihn zu einem Bild zu machen. Verfremdet. Leuchten. Gold. Bright. Hell. Licht, Glitzer, Spiegelungen. Anhalten, warten. STOPPTASTE. Aus dem Irrsinn des Flughafens raus, die Geräusche eliminieren, das Rumhetzen ausblenden, den Lärm – Flugzeuge, Autos, Menschen. Stimmen, Schritte. STOPP.

Warten. Was passiert, wenn man wartet? Was sind Wartezeiten für das Leben? Pausen? Verschenkte Zeit? Unnütze Zeit? Wozu…

Ein spannendes Thema, das sich in der Stadt wohl besser einfangen lässt. Hier auf dem Land gibt es keine wartenden Menschen. Zumindets nicht sichtbar. Wer unterwegs ist, bewegt sich. Steht nicht, wartet auf nichts. Ich warte. Ich könnte Selbstportrtaits schießen. Nein. Vielleicht finde ich einen anderen Blick. Mal sehen.

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Was ist TEXT? Was ist SCHÖN?

Heute Morgen fand ich einen schönen Kommentar im Blog: „du schreibst schön! :-)“.

Ein Kompliment zu Beginn des Tages. JA! Schön. Schön? Schönschreiben? Schönschreiberei? In einem Blog? Was ist das, schön schreiben? Ich denke ich weiß, was der Kommentar bedeutet. Wofür er steht. Vielleicht lässt sich das mit Harmonie umschreiben.

Generell ist es ja so, dass wir alle beim Schreiben und Sprechen diese 26 Buchstaben haben. Die Umlaute sind ja nur zusammengewürfelte Vokale in Kurzschreibweise, also keine zusätzlichen Werkzeuge. Mit diesen 26 Buchstaben ist es möglich, alles auszudrücken. Krieg und Hass. Freude und Liebe. Nun bin ich Werbetexter, Gedichteschreiber und Blogger. Habe also vom Grundprinzip her die Tendenz, Dinge schön, ästhetisch, klingend zu schreiben.

Dabei ist es immer der Fluss der Sprache, der Rhythmus, das Spiel mit den Geschwindigkeiten. Manchmal passiert es mir, dass ich einen Werbetext schreibe, der nicht klingt. Zum Beispiel, wenn so wenig Platz für Text da ist, dass ich die vielen Inhalte, all die Vorteile, die Story eines Produktes oder einer Dienstleistung auf minimalistische, konnotationszentrierte Hauptsätze beschränken muss. Das klingt dann wie ein Maschinengewehrfeuer. Hart und Stakkato. Schtzngrmm. Es bleibt kein Raum zum Atmen. Die Wörter sind wie Steine gelegt, sie tanzen nicht, sie klingen nicht, sie nehmen nicht mit. Bleiben liegen auf dem Leseweg. Bringt nichts.

In solchen Fällen, die mir weh tun, gehe ich hin und reiße die Struktur auf. Überlege, was wirklich Wichtigkeit hat und eliminiere Inhalte zugunsten der Sprache. Der Kampf um ein paar Füllwörter, die das Salz in der Suppe sind. Füllwörter? Diese nutzlosen, verrufenen, inhaltsleeren Gesellen? Ja. Genau die. Ohne die geht es nicht, läuft es nicht. Denn der Textfluss entscheidet sich an den Übergängen von Satz zu Satz, an den Anschlüssen. Das Kurzpassspiel im Fußball.

So ist es im Gedicht. Das Faktische und das Rhythmische sind gleich wichtig. Manchmal, wenn mir warm ums Herz ist, wenn ein weiches Gefühl da ist, so etwas Elegisches, wenn Worte eine Zerbrechlichkeit bekommen, dann versuche ich, sie schweben zu lassen. Als würden sie mit dem Finger in den Raum gemalt und von der Luft getragen. In diesem Fall sind es die Verbindungen, die Übergänge, die den schönen Wörtern Nester bauen. Manchmal durchbreche ich das. Nehme den Rhythmus raus, durchbreche die Schönheit, lasse die Wörter in Vollbremsungen stoppen. Peng. Dann wird es rauher, tougher, härter. Stakkato, Salven.

Und im Blog? Freestyle. Sprache atmen, fließen lassen. Ohne Rücksicht auf irgendetwas. Fingerübungen, Experimentierfeld, Schreibschule. Ich denke, der Blog hat meinen Stil verändert. Nun blogge ich seit zweieinhalb Jahren und merke, dass die Texte konzentrierter und schneller werden. Hier kann ich mir den Luxus erlauben, nachzufühlen, was ich machen möchte. Ohne auf „Kommunikationsziele und Zielgruppen“ zu schauen. Hinsetzen, kurz überlegen, Impuls kommen lassen, schreiben. Schön schreiben. Ja. Das hat sich herauskristallisiert. Manchmal arrabesk, sprachverliebt. Durch die Zeilen tanzen, schwingen, den Speed aufnehmen, spielen. Der will doch nur spielen. Genau. Das ist alles, was er will.

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CIRCLES und die Number 5 – sie lebt, heißt es:)

Heute wird es ein wenig abstrakter. Das liegt an einem Job, an dem ich gerade arbeite. Eine Namensfindung, bei der ein Name jenseits der Konvention gesucht wird. Nicht ganz einfach, weil das ein riesiges Fass ist. Rein theoretisch geht alles, letztlich überzeugend ist wenig. Das ist eine Sache von Fingerspitzengefühl. Suchen auf der Mikroebene. Spüren, wann es Klick macht. Passt. That’s it. Eine Angelegenheit zwischen Eiertanz und Husarenritt. Feinfühlig und volle Kraft voraus. In letzter Zeit habe ich viel fotografiert. Anders als sonst. Das Ländliche, die Landschaften sind in den Hintergrund getreten, das Abstrakte, das Reduzierte in den Vordergrund. Nun habe ich meinen Ordner der Fotos der ausgewählten FAVORITES der letzten Zeit geöffnet und die Ansicht auf „groß“ gestellt. Da sprangen sie mir ins Auge, die CIRCLES. Ich habe ziemlich viele Kreise fotografiert. Gullideckel, Deckenlampen, Reifen und einen niederländischen Bierdeckel und mehr. Es gibt also eine Art Linie. Ich könnte mich jetzt tiefenpsychologisch fragen, was das bedeutet. Mache ich natürlich nicht, weil Hobbypsychologie der Anfang vom Ende ist. PENG! Also lasse ich das lieber und frage mich, was diese meist formatfüllenden Kreise ästhetisch bedeuten. Die Antwort: Weiß nicht. Kreise. Groß. In einem Rechteckformat – also mit Hintergrund an den Seiten. Da wirken die Kreise wie Knöpfe, wie Buttons, auf die man drücken kann. Um irgendetwas in Gang zu setzen. Also ein Anfang, eine Initiation, ein Aufbruch. Der Kreis. Wo fängt er an, wo hört er auf? Es geht rund. Dreht sich im Kreis. Harmonie. Gleichgewicht, keine Seite ist stärker. Ich mag sie, die Kreise. Die olympischen Ringe. Vielleicht ist es der Frieden, den sie ausstrahlen. Das In-sich-Ruhen. Noch etwas ist mir aufgefallen. Da sind plötzlich drei Fotos, die die Nummer 5 tragen. Mehr oder weniger offensichtlich. Nun bin ich hier seit Tagen im Kunstgespräch mit Monja, die sich Plasmogen 5 nennt. Wir sprachen über die 5. Zufälle. 5. 5. 5. Jetzt habe ich sie 5x. Zeichen. Coelho. Immer wieder. Was hat es mit der 5 auf sich? Wieder: Keine Ahnung. Nun muss ich auch nichts krampfhaft hinein interpretieren, aber ich frage mnich dennoch, welche Bedeutung hat die 5 im Zahlensystem. Sie ist auf dem Weg zur 10 die Mitte. Fragen wir die WIKIPEDIAISTEN: „Ganze Zahlen, die im Dezimalsystem als letzte Ziffer eine Null oder Fünf haben, können ganzzahlig durch fünf geteilt werden. Alle ungeraden Vielfachen von fünf enden wiederum mit der fünf (alle geraden mit der Null). Die 5 ist die sechste Zahl der Fibonacci-Folge. Die Fünf ist eine Fermatsche Primzahl: 5 = 2^{2^1}+1 und die kleinste Wilson-Primzahl. Es gibt genau fünf platonische Körper. Es gibt genau fünf Tetrominos.“ Mathematisch gesehen vielleicht interessant. Fünf platonische Körper. Weshalb ausgerechnet fünf? „Zu den Grundlagen des Islam gehören die Fünf Säulen. Muslime verrichten fünfmal am Tag das Gebet. Im Christentum sind die Fünf Wundmale Christi Gegenstand der Andacht und Verehrung. Nach taoistischer Tradition gibt es die fünf Elemente Wasser, Feuer, Erde, Holz und Metall. In der westlichen Tradition gibt es nur vier Elemente; Aristoteles nahm jedoch den Äther als fünftes Element an, daher der Ausdruck Quintessenz. Die Fünf ist in vielen östlichen und westlichen Kulturen die Zahl der Liebe als unteilbare Summe der männlichen Zahl drei und der weiblichen Zahl zwei. Sie galt als die Zahl der Liebesgöttin Venus. In der chinesischen Zahlensymbolik hat die Fünf eine besondere Bedeutung. Da die Vier in chinesischer Tradition als schlechte Zahl gilt, gibt es außer den vier Himmelsrichtungen Norden, Süden, Osten und Westen noch eine fünfte, senkrecht nach oben.“ Die 5 ist die Zahl der Liebe. Das höre ich gerne, da steige ich ein. Geht doch. Man muss immer nur lange genug forschen, um auf das Wesentliche zu treffen. 5/LIEBE. Wow! Als unteilbare Zahl. Schön poetisch. Nummer 5 lebt bedeutet also die Liebe lebt. Unter uns. Überall. Ich wohne in der Hausnummer 5. In Holland habe ich nach dem Bierdeckel mit der Nummer 5 gegriffen. Und auf dem Foto auf dem Düsseldorfer Flughafen ist eine Säule am Rande mit der 5 beklebt. Ich werde die Augen offen halten und sehen, wie das mit der 5 weitergeht. Kreise und Fünfen. Weil es meine Welt spannender macht, nehme ich beides als alles entscheidende Zeichen, die mich lenken und leiten. So einfach ist das – einfach Augen auf und still folgen. Ja, Schicksalsmeister, ja:) P.S.: Gebt einfach mal die Zahl 5 unter GOOGLE ein. Interessantes Ergebnis. Zeichen:)

 

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Sunny Sunday!

Die Griechen haben richtig gewählt (hoffe ich mal, who knows…), die Deutschen gegen Dänemark alles richtig gemacht und am Freitag spielt Griechenland-Deutschland im Viertelfinale. Ich sehe schon die Schlagzeilen und Stahlhelmfotos… Ein Spiel mit Bedeutung und Untertönen. David gegen Goliath. Wir werden sehen.

Blick zurück aufs Wochenende. Freitag, der Tag vor Samstag vor der <a href=“http://www.fiftyfiftyblog.de/gartenattacke-angriff-des-kommandos-grun/&#8220; target=“_blank“>Gartenattacke </a>rund um unser Haus inklusive Rhabarberkuchen-Contest. Wir helfen uns gerade mit Freunden gegenseitig im Garten. Da rücken ganze Familien an, um Unkraut zu rupfen, Erde zu bewegen, Beete neu zu bepflanzen… Dazu gibt es natürlich immer was Leckeres zu essen. Dieses Mal stand für den Nachmittag ein Rhabarberkuchen-Contest an. Problem: Beim Einkaufen am Freitag gab es keinen Rhabarber mehr. „Die Zeit ist um.“ Mist.

Also habe ich im Dorf rumtelefoniert, um einen Garten mit Rhabarber ausfindig zu machen und habe die Info erhalten: Im Garten des Bauernhofs. Ich habe die Nummer gewählt und den Sohn an die Strippe bekommen: „Au, Garten ist Mamas Ressort. 17 Uhr ist sie wieder da.“ Also bin ich um 17 Uhr hin, bin direkt durch in die Küche, habe mich zum Bauern an den Tisch gesetzt und mein Problem geschildert. Seine Antwort: „Au, der Garten ist das Ressort meiner Frau.“ Er hat sie gerufen, sie kam, hat mir tief in die Augen gesehen und gesagt: „Gut. Wie viel?“ Vier Stangen. Sie ging zur Schublade und holte ihr Messer raus. Ich sagte: „Du brauchst kein Messer, ich hab mein Taschenmesser dabei.“ Ups. Blick. O.K. Wieder hingesetzt. Garten ist ihr Ressort. Also habe ich gewartet, mit dem Bauern gequatscht, was ja auch immer nett ist, und habe dann den Rhabarber bekommen…

Die Gartenattacke war dann ziemlich nass, aber sehr erfolgreich. Wie viel Unkraut und Zweige und Wildwuchs so ein Garten produziert. Ich war nur mit dem Traktor unterwges, das Zeug wegfahren. Nun, oh. Bella Italia. Bellissima! So schön der Garten. Der Natursteinweg wieder sichtbar, die Beete mit Natursteinen eingerahmt. Und die Rharbaberkuchen waren wirklich lecker…

Gestern dann: Sunny Sunday. Endlich Sonne, ein Lichtblick. Ich bin am Morgen mit Cooper raus, um endlich mal bei Licht zu fotografieren. Dabei sind wir auf dem Bauernhof nebenan gelandet. Licht in der Scheune. Eine Wand voller Geräte, Funktionen, Geschichten. Sah das schön aus.

Und am Nachmittag ging es mit dem Traktor auf die Höhen, wo alles grün und der Himmel so blau ist. Dort lässt es sich gut atmen und die Seele fühlt sich ausgesprochen wohl. Hier scheint nun noch die Sonne. Raus, bevor sich das wieder ändert… Ich wünsche euch eine schöne Woche. Tschüss.

<a href=“http://www.fiftyfiftyblog.de/wp-content/uploads/2012/06/Traktor.jpg“><img src=“http://www.fiftyfiftyblog.de/wp-content/uploads/2012/06/Traktor.jpg&#8220; alt=““ title=“Traktor“ /></a>

 

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Was zur Hölle ist denn jetzt schon wieder los?

Meine Güte. Schon wieder kurz vor Zwölf.

Also wirklich, jetzt ist aber auch mal gut. Nee, gut ist jetzt noch lange nicht, sag mir erst… So Captain, say what? What is going on in this fucking europe? Hier stehen schon wieder die Bänder still, weil alle Schiss haben. Angstsparen. Kriegskassen füllen. Die Maus vor der Falle. Mein Telefon steht still, die Marketingetats sind zu. Puh.

Die Krise lebt. Welche Krise? Wenn ich das so genau wüsste. Die Eurokrise. Die Finanzkrise. Die Vertrauenskrise. Die Bankenkrise. Die Schuldenkrise. Viele Namen, die letztlich um ein Wort tanzen: Money. Money makes the world go round. Und lässt sie stehen. Stillgestanden.

Ich kann es nicht genau sagen, habe aber das Gefühl, dass es seit der Griechenland-Wahl schwierig ist. Es ist das Zittern vor dem Auseinanderbrechen der Eurozone, vor der Ungewissheit, was kommt. Wie wahrscheinlich viele andere im Business kann ich mich gut an den Untergang der Lehmann-Brothres erinnern. Das war an einem Montag. Der 15. September 2008. Danach ging nichts mehr. Krise. Eine Bank über die Wupper und rien ne va plus. Das Spiel ist aus, die Meute geht nach Hause, setzt sich in den Keller und harrt der Dinge, die da kommen.

Nun laufen täglich Schreckensszenarien über den Medienticker. Tuck, tuck. Füttern mit Horror. Was nicht alles passieren kann. Es passiert so viel. Wie sieht das Wachstum in China aus? Und in Frankreich? Italien? Spanien? USA? Rauf, runter, runter. Rezession? Indizes, die zeigen, dass es doch nicht so schlimm ist. Andere, die dunkelschwarz malen. Hey!

Das Doofe ist, ich habe keine Ahnung, wie diese Geldkrise endlich ein Ende finden könnte. Ich habe keine Ahnung, wie der gordische Knoten gelöst oder durchschlagen werden könnte. Das mäandert so durch die Gegend. Letztes Jahr trotz Pleiten, Pech und Pannen des Geldsektors ein Jahr der Expansion, des Mutes, der Zuversicht, jetzt ein Jammertal, ein Rumheulen, ein Zittern vor der kleinsten Bewegung. Dafür gibt es sicherlich hundertmillionen plausibler Gründe und man könnte wunderbare Charts malen, auf denen die Zusammenhänge zwischen Banken, Staatsschulden, Greichenland, Spanien und dem Euro zu sehen sind. Doch: Was hilfts? Es muss was passieren.

Wie das in Demokratien ist, entscheidet das Volk. Unter anderem nun in Griechenland. Zumindest erst einmal. Welchen Weg werden sie gehen, die Griechen? In der Euro 2012 haben sie ein Unentschieden gegen Polen erreicht. Wie es aussieht, wird es wieder zu so einem unentschiedenen Unentschieden kommen. Dann geht die Hängepartie weiter. Gut. Hilft nix. Müssen wir nun alle durch. Ich auch. Warten auf Besserung. Hab ich halt mehr Zeit für mich, kann mich pflegen und auf den Sturm nach der Ruhe vorbereiten. Bislang kam der immer, nach diesen ganzen Krisen seit dem Fall der Türme damals. Was nach Terror und Euro wohl das nächste große Thema sein wird? Ach was, ich will es gar nicht wissen…

 

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Oranje, S.O.S und Brüder in Not

Zurück aus den Niederlanden!

Was für ein Wochenende. Segeln mit meinen beiden Brüdern. Einem großen und einem kleinen. Dazwischen ich. Wir sind mit dem Wohnwagen gefahren und haben eine Jolle gemietet, um rund um das Heeger Meer (unweit des Ijsselmeers) in See zu stechen. Unseren Wohnwagen konnten wir direkt am Wasser abstellen, an einem Kanal, der zum Heeger Meer führt. Hier zogen die Segelboote vorbei, unter anderem die großen, schönen, alten Plattbodenboote. Am ersten Abend saßen wir am Wasser, tranken Bier, sahen den Booten zu und der untergehenden Sonne. Ist schon ziemlich schön dieses Holland mit seinen Seen, Meeren und Kanälen.

Dann ging es los. Boot holen, zu uns in den Hafen bringen, alles an Bord bringen, Segel setzen und rausfahren. Mein älterer Bruder ist Segler und so waren mein kleiner Bruder und ich die Matrosen. Mein Job war es als Vorschoter das Focksegel vorne zu bedienen. Erschallt der Ruf „Ree“, wird das Boot gewendet und das Focksegel muss an der Fockschot zur anderen Seite herübergezogen werden. „Ey, ey, Käpt’n“. Am ersten Tag war das alles easy. Relativ wenig Wind. Wir sind vor uns hin getuckert, in die Kanäle rein, vorbei an wunderschönen Häuschen und Landschaften in die Dörfer und Städtchen. Direkt anlegen an den Kneipen am Wegesrand, was essen, was trinken. Seemänner sind rauh und durstig. Skål.

Dann wurde es rauh. Nicht in den Kneipen und Häfen, sondern draußen auf See. Morgens schon Windstärke 6 mit zunehmender Tendenz. Segel gerefft – also auf halbe Größe eingerollt und dann raus ins tosende Wasser. Ups! Da hat uns der Skipper raus auf die Kante geschickt. Rauslehnen, gegenhalten. Das hat gespratzt und unser Regenzeug musste zeigen, was es kann. Der Wind nahm zu und wir haben uns in den Hafen gerettet. Allerdings nicht unseren, weshalb wir später irgendwie zurückkommen mussten. Brüder in Not. S.O.S. Angelegt, eingekehrt, Teambesprechung, gefuttert, getrunken, gestärkt, entschieden. In leichter Fahrt per Motor ohne Segel zurück in den Heimathafen. Jawoll. Raus aufs Heeger Meer, Wellen, Windstärke 7, der Motor setzt aus. Mist. Doch Segel setzen und durch? Die Mannschaft will, der Skipper sagt: Zu gefährlich. Gott sei Dank!

Wir sind dann mit stotterndem Motor zum Verleiher, um die Engine zu tauschen. Und dann kam es: Das Wetter! Graue Wolken, dunkel, tief. Wir im sicheren Kanal mit Blick auf das Heeger Meer. Windstärke 8. Tohuwabohu. Prasselnder Regen, peitschende Böen und nur wenige Minuten später die Brandweer-Boote in voller Fahrt mit Blaulicht. Gekenterte Boote, halb ertrunkene Segler, wie wir später erfahren. Puh!

Wir haben uns unter sicherer Führung unseres erfahrenen Skippers mit neuem Motor und leichter Fahrt über die Kanäle hintenrum nach Hause geschlichen. Sonnenuntergang, Frieden, Blick aufs Wasser, schön. Gerettet!

Und als hätten wir nicht schon Highlights in jeglicher Form genug gehabt (eine Nacht sind wir in einer Kneipe gelandet und haben spät in der Nacht auf Wunsch unserer holländischen Freunde „99 Luftballons“ durchs Mikrofon geschmettert… Puh.), durften wir Samstagabend in Holland zunächst Holland-Dänemark und dann Portugal-Deutschland sehen. Euro 2012 inmitten der Oranje. Was für ein Abend! Was für ein Augenblick, als Gomez seine Rübe hinhält. Vorher sind wir natürlich ordentlich Hopps genommen worden von den Oranjes, die ziemlich sicher waren, dass der Abend genau anders herum ausgeht. Aber wie heißt es: „Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnt Deutschland!“ Die Niederländer, die überall „Holland“ auf den Fahnen stehen hatten, waren trotzdem in Feierlaune und haben gesungen, getanzt, gelacht… Meine Güte, wenn die gewonnen hätten… Jetzt sitze ich also wieder hier, der Boden unter meinen Füßen schwankt ab und an noch (wenn ich die Augen schließe, was ich deshalb nicht tue, was beim Schreiben auch hindern würde, weil ich dann nichts sehe und die Tastatur wackelt:) ) Keine Kommandos mehr vom Käpt’n, keine Wende- und Anlegemanöver mehr und die Brüder wieder in alle Winde zerstreut.

Sailing with Brothers.

Den Herrn Schönlau gibt es dreifach. Drei Brüder, die heute auf große Fahrt gehen, in See stechen.

Als unser Vater Anfang Februar starb und wir Zuhause damit beschäftigt waren, uns zu verabschieden und die Dinge zu regeln, die dann geregelt werden müssen, haben wir vereinbart, gemeinsam wegzufahren. Mein älterer Bruder ist Segler, mein jüngerer Bruder hat einen Wohnwagen.

Mit unseren Eltern sind wir früher mit dem Wohnwagen in den Urlaub gefahren. Vier oder fünf Mal. Das waren Chaostouren, weil wir entweder keine Papiere für Hund und Katze hatten und trotzdem ins Ausland gefahren sind, das Auto nicht richtig lief und schlecht ansprang (ich musste dann immer den Luftfilter abbauen und „tippen“ – die Starterklappe im Vergaser per Hand betätigen) oder wir für den Wohnwagen keinen TÜV hatten. Einmal sind wir in Würzburg von der Polizei von der Autobahn geholt worden, weil mein Vater in der Baustelle LKWs überholt hatte – deutlich zu schnell, mit fehlender TÜV-Plakette und natürlich im Überholverbot für Gespanne. Auf Familienfeiern wurde der Polizist immer wieder zitiert: „Sie sind wohl Weltmeister im Überholen?“ Kann man so stehenlassen, da ist schon was dran.

Nun also eine Revivaltour der Söhne. Leider sind wir etwas aus der Art geschlagen und haben tatsächlich TÜV, das Auto läuft und in Holland ist alles vorgebucht – Boot und Stellpaltz am Wasser. Wir werden mit einer Jolle schippern. Durch Kanäle in kleine Städte hinein. Werden viel lachen, über die alten Zeiten reden, unseren Papa. Da gibt es viel zu erzählen. Anekdote um Anekdote. Ein Verrückter im positiven Sinne. Wäre schön, wenn er dabei wäre. Zu viert in einem Boot. Das hat leider nie geklappt. Aber so wird er auch dabei sein. Freue mich. Machts gut, bis die Tage. Schönes Wochenende:)

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Bewusstseinserweiterungsprozess Jonathan Meese

Jonathan Meese ist die Konsequenz.

Am Ende, wenn nichts mehr geht, wenn die Lichter ausgehen, sich die Menschen zur Ruhe legen, wenn sie im Privaten verschwinden, in den IKEA-Rückzugsräumen, wenn sie die „Fickzellen mit Fernheizung“ (Heiner Müller, Medeametrial Landschaft mit Argonauten) warm halten, kommt die Zeit, wachzurütteln, ein neues 68, ein wildes Szenario, das schreit, spuckt, kotzt und den Hitlergruß als Provokation in den Himmel wirft.

Jonathan Meese ist Künstler. In Tokio geboren 1970. Er kam mit seiner Mutter zurück aus Japan, sprach nur Japanisch, lief durch Düsseldorf und schrie „I kill you“, weil er die Sprache nicht sprach, nicht verstand. Ein Wahnsinniger, könnte man denken, wenn man ihn sieht, wenn man seine Performances auf Youtube sieht, seine Manifeste hört, seine Reden, seine Gesten, seine KUNST.

Er zieht sich zurück aus der Realität, weil er sie nicht erträgt. Geht raus und ruft die „Diktatur der Kunst“ aus. Bedient sich der Mythen, der Diktatoren der Geschichte und sagt, dass sei Vergangenheit und die Kunst die Zukunft. Er glaubt nicht an Politik, an Demokratie, an die reale Realität. Er wirft seinen Künstlerkollegen vor, angepasst zu sein. Sich nicht einzumischen. „Systemzerstörend? Null Komma Null.“ Dabei sieht er sich selbst nicht im Mittelpunkt. Der Künstler sei unwichtig, könne auch ein Tier sein, die Kunst allein zähle.

Meese ist ein Star. Ausstellungen weltweit. Anerkannt von den Großen der Szene. Kiefer, Baselitz, Immendorf. Er wird gesammelt, ausgestellt, hofiert. Er arbeitet mit der Volksbühne zusammen, mit Castorf – klar, die Lebendigkeit des Poststrukturalismus. Foucaults Auferstehung – Wahnsinn und Gesellschaft. Das ist einer, der lässt nicht los, der fighted unermüdlich. Ein Agent Provocateur. Die Kunst wird wieder politisch. Da ist einer, der hat das Provokationspotenzial von Beuys. Ein Aushängeschild der deutschen Contemporary Art. Ein Enfant Terrible.

Endlich.

Es tut gut zu sehen, dass einer die Grenzen sprengt mit jeder Menge ART-TNT. Dass da einer die Energie hat, dagegen zu gehen. Gegen die Normalität des Kunstbetriebes und des eingeschlafenen Denkens. Einer, der provoziert und inspiriert. Alles auf den Prüfstand stellt. Das Anti-Valium, Nietzsches Anti-Christ, das Dionysische. Ein neuer Traum als Stachel im Fleisch.

Jonathan Meese hat nur eine Grenze. Seine Mutter. Sie ist in seinem Atelier dabei, wenn er malt, entwirft, klebt, gestaltet, formt, was auch immer. Sie ist sein Halt. „Meine Mutter ist der Zugang zur Realität für mich. Wenn sie weg ist, geht es erst richtig los.“ Puh. Er hat Angst vor dem Draußen, sagt er. Die Streifen seiner schwarzen adidas-Trainingsjacke schützen ihn, sagt er. Er will das Draußen nicht und geht doch rein wie kein anderer. Wir alle werden mit Meese noch viel Spaß haben. Mit einem Künstler, der ein Bewusstseinserweiterungsprozess ist. Jonathan Meese.

www.jonathanmeese.com

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RAR, Roaarrrrr, Rock am Ring, Metallica…

Ach, was war das erst eine schwere Geburt.

Fahren, nicht fahren. Wie wird das Wetter, bekomme ich Karten. Im Zelt oder was? Mein letztes Festival war gefühlte Leben entfernt. Rock am Ring Anfang der Neunziger – da habe ich noch in Aachen studiert. Und jetzt? Passe ich da noch rein? Wo ich sonst Damien Rice & Co. höre?

Dann der Anruf. Wir haben Tickets. Samstag, Backstage. Angel. Rettung naht. Ist doch schön, wenn es easy ist, so easy. Und wenn das Netzwerk klappt. Also Samstagmittag los, um rechtzeitig zu den Stranglers auf der Alternatebühne da zu sein. Wer waren die Stranglers? Ich hatte keine Ahnung, bis ich die Musik hörte. Die sind seit den Seventies unterwegs. 40 Jahre. Do you remember Golden Brown?

Da stand ich nun zwischen all den jungen Menschen in ihren Festival-Outfits – junge Frauen in Gummistiefeln, zugedröhnte junge Männer, grauhaarige Silverager, tätowierte Unter-, Mittel- und Oberarme. Da habe ich mir auch ein Tattoo besorgt. Ein Totenkopf auf den Oberarm. Henna. Eine Woche.

Die Sonne schien, am Jägermeister-Promo-Holzhaus „Zum röhrenden Hirschen“ fuhr alle Viertelstunde ein röhrender Hirsch als Kuckucksuhr aus dem Dach und röhrte. Dazu Highspeed-Blasmusik, Jägermeister und Ballermann-Party. Eine riesige Kirmes dieses Rock am Ring. Eingerahmt von der Grand-Prix-Strecke der Platz voller Fressbuden, Verkaufsstände und Menschen, Menschen, Menschen. Und Musik. Laut. Wild. Klar.

Center-Stage. Die große Bühne. Refused. Da wurde es richtig laut und mittendrin haben die Young Guns Pogo getanzt – nicht immer ganz schmerzfrei. Einstimmung auf Späteres – auf Billy Talent und dann METALLICA zum Schluss. Ist schon ein geiles Gefühl, wenn die Menge rockt. Mittendrin. Zwischendurch haben wir Pete Doherty gehört, der nicht jeden Song zu Ende gebracht hat, aber doch einigermaßen konzentriert wirkte. Ein guter Singer-Songwriter. Allein auf der Bühne mit Gitarre, Mundharmonika und zwei Balletttänzerinnen im Tütü. Skurril.

Anschließend Billy Talent und dann um 23 Uhr METALLICA. Groß, laut, voll. Heavy. Meister des Rocks und der großen Gesten. Feuerwerk, Gitarren, der gigantische Bass. Fetter Sound. Hier der Link zur Aufzeichnung des gesamten Konzertes:) Da standen wir vorne rechts, 40 Meter von der Bühne zwischen all den Hardcore-Fans und haben mitgerockt. Heavy Metal. Eine eigene Welt. Viel Power, auf der Bühne, im Publikum.

Am Ende hatten wir 10 Stunden Musik gehört, waren mitten in der Nacht wieder Zuhause. RAR. Roaaarrrr. Die Ohren fiepsten. Um kurz vor Fünf im Bett. Hardrock im Körper. Die volle Dröhnung. Geil:) Und Anfang Juli dann Damien Rice in Paris. Warum nicht die ganze Bandbreite?

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Ateliergespräch mit Ina T. von Trash Treasure

STAUB. MOP ART. TRASH/TREASURE.

Gestern Abend hatte ich das sehr große Vergnügen, Ina T. von Trash/Treasure in ihrem Atelier in Köln besuchen und interviewen zu dürfen. Nach dem Gespräch mit Norbert van Ackeren in der letzten Woche war ich angefixt. Hatte Lust auf Kunst, wollte das Konzept Ateliergespräch weiterführen, weil Kunst in keinem Museum der Welt so direkt, nah, authentisch und nackt ist wie im Atelier. Es ist wie eine Spurensuche am Tatort Kunst. Da hängen, stehen, liegen, verschwinden die Bilder, Objekte, Installationen. Fragmentieren sich im Gesamtzusammenhang. Erzählen die Geschichten weiter, weil überall Hinweise herumliegen, herumstehen. Vorstufen, Informationen, Bücher, Fotos, Tests, skurrile Gebilde, die Bindeglieder waren, um die Idee zu transportieren. Kurz: Es ist einfach aufregend. Kunst spürbar, anfassbar, herausgenommen aus der Heiligkeit der Ausstellungen und Museen. Ich konnte Bilder herumtragen, hinstellen, einen Gesprächsrahmen schaffen.

Es war ein langes Gespräch. Bis zwei Uhr in der Nacht und es war nur ein Ausschnitt des Gesamtwerkes, auf den wir uns konzentriert haben. MOP ART. Ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Künstlerinnen Bea T. und Ina T., die gemeinsam Trash/Treasure bilden. Bea ist vor zwei Jahren gestorben. Während unseres Gespräches ist sie im Raum, weil sie die andere Hälfte von MOP ART ist. Die Wissenschaftlerin, die Denkerin, die Schreiberin. Sie ist in den Bildern, Objekten, Katalogen, Installationen. Ich sehe sie auf einem Foto an der Wand. Im Projekt vertieft, in der Arbeit, in der Kunst, knietief im Staub.

Denn Staub ist das Thema. 1993 waren die beiden Frauen auf der Autobahn A1 unterwegs, als die Idee geboren wurde, die bis heute arbeitet, bewegt, macht, tut. MOP ART ist zwischenzeitlich um die Welt gegangen mit Ausstellungen in Deutschland, Island, den Niederlanden, Belgien, Spanien, Tunesien, Israel, Türkei, Japan.

Anfangs war der Staub eine dumpfe Masse. Eingesammelt mit Staubsaugern, aus fremden Wohnungen, Geschichten erzählend aus dem Privaten. Es gab Menschen, die konnten ihren Staub nicht hergeben. Zu intim. Es entstand die Bildreihe „Verkehrte Ordnung“ eins, zwei und drei bzw. blau, gelb, rot für eine Ausstellung in Düsseldorf zum Thema Ordnung.

Der Staub als Konglomerat, Zusammensetzung der Komponenten, Dokumentation. Verpackt in kleine Tütchen, Beweismaterial. Haare, Partikel, Stücke von Blättern oder Verpackungen. Geschichten. Das war der Anfang. „Zunächst gab es Berührungsängste des Publikums, später kamen erst die Frauen, die erzählten und unsere Arbeit reflektierten, dann die Männer. Die Experten, die beruflich mit Staub zu tun haben. Das war äußerst inspirierend, weil wir Staub plötzlich anders sahen. Als ein Funktionselement der Gesellschaft, das zum Beispiel das Fortschreiten der Zeit zeigt. Wir besorgten uns Normstaub aus Minnesota. Staub nach DIN, der so teuer wie Gold war. Dieser Staub ist definiert – in einem Jahr fallen in Mitteleuropa auf einen Quadratmeter 2,63 g Normstaub. Damit definiert Staub in seiner Menge auch Zeit. Es entstanden die Objekte „Gewicht der Zeit“ (Foto ganz oben).“

Trash/Treasure gingen weiter, tiefer. Von der Haushaltsebene auf die Wissenschaftsebene. „Wir kontaktierten die NASA, weil wir von kosmischem Staub gehört hatten, der oberhalb der Stratosphäre mit U2-Flugzeugen eingesammelt wird. Millionen Jahre alter Staub aus dem All, der erzählt. Die NASA hat den Staub unter Elektronenmiskroskopen bearbeitet, in einzelne Staubkörner separiert. Wir hatten Glück, haben einen Ansprechpartner gefunden, der offen für Kunst und unsere Ideen war. Irgendwann kam ein großer gelber Umsachlag mit Aufdruck NASA und darin waren vierzig Aufnahmen einzelner Körner kosmischen Staubs. Wir waren auf der Mikroebene angelangt, beim kleinsten Teilchen. Das war extrem faszinierend und natürlich inspirierend. Stardust, Sternenstaub.“

Es entstanden immer neue Konzepte, die Staub neu und neu beleuchteten. Die Staubfalle. Ein Gefäß mit Trichter, das Staub sammelt. Trash/Treasure verkauften sie, trafen die Käufer/innen in ihrem jeweiligen heimischen Umfeld und fotografierten sie mit ihrer Staubfalle. Fotos aus Wohnzimmern in Deutschland, Büros in Japan… In einer Ausstellung entstand in einem Raum ein „Museum des Staubs“, in dem „Staubfänger“ von Menschen aus der Region ausgestellt wurden. Es entstanden Staubbilder an Wänden, die langsam herab rieselten, Staubecken, Staubinstallationen am Boden, die Botschaften verkündeten. Ein Meer von Staubkunst. Bis hin zur Eigenreflektion des Projektes MOP ART in Ölbildern, die in der Türkei ausgestellt wurden. Menschen, Paare im Gespräch über MOP ART: STELL DIR NUR MAL VOR, WAS ALLES DAHINTER STECKT. WIR BERÜHREN DEN HIMMEL, GREIFEN NACH DEN STERNEN, GANZ REAL…

Nun geht das Projekt MOP ART in seine letzte Phase. Ina entfesselt sich vom Staub, lässt das Material gehen. Dazu verwendet sie digitale Malerei, mit der sie Schicht um Schicht überlagert. Wild, bunt. Farben, Strukturen. Feuerwerk, Finale. Wenn die Bilder als Prints produziert sind, wird es eine Ausstellung geben. ENTFESSELUNG. Freu ich mich sehr drauf. „Du wirst ab heute Staub mit anderen Augen sehen.“ Stimmt. Sternenstaub. Kosmischer Staub. Informationsträger. Symbol der Zeit. Kunst ist einfach groß. Ideen, Horizonte, der andere, weite Blick. Danke, Ina und Bea, danke Trash/Treasure.


(© Trash/Treasure, Ina T.)

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Und weg damit…

Ist der Keller voll, stört die Vergangenheit. Ist der Speicher voll, ist die Zukunft blockiert.

Der Mensch. Jäger und Sammler. Bis heute. Erinnert ihr euch an das „Laufende Band“ mit Rudi Carell? Ein paar Tage her. Kürzlich erinnerte irgendjemand daran und ich dachte: Meine Güte, da haben die Leute all diesen Mist gewonnen. Kaffeemaschinen, Teeservices, Wolldecken, Bettwäschesets, Besteckgarnituren, Pauschalreisen… Und das Fragezeichen. Man ist also reich „beschenkt“ nach Hause gegangen. Und alle haben mitgefiebert. Heute, some years later, wollte niemand mehr all den Schrott haben.

Alles ist eh schon doppelt und dreifach da – in den meisten Haushalten. Was schenkt man zum Geburtstag? Was bekommt man? Was braucht man? Bei uns hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem Speicher angesammelt. Der Speicher ist groß und lädt dazu ein, Zwischenlager zu sein. Vor allem, wenn man die Wohnung frei halten möchte von Nippes, Accessoires, Kunstgewerbe, Tüddelkrams, Stauraumschränken und all dem Zeugs, das Raum und die Luft zum Atmen nimmt. Mir jedenfalls.

Also ist der Punkt gekommen, das ausgemistet wird. Gestern haben Jens und ich die ganzen Schränke und eine alte Nähmaschine runtergetragen. Mir war das Zeug in den letzten zwanzig Jahren irgendwo begegnet und ich habe es mitgenommen. Jetzt fliegt das Antikmobiliar raus. Befreiung. Hinfort damit. Eigentlich wollte ich alles über ebay verticken, aber das ist mir zu aufwendig. Immer schauen, wie es läuft. Ich habe mich für ebay Kleinanzeigen und Kalaydo, eine lokale Verkaufsplattform, entschieden. Jetzt muss ich gleich nur noch einzeln fotografieren, messen und beschreiben. Da heute die neue Heizung montiert wird (und die alte das Haus verlässt – alles neu macht der Mai) ist das ein guter Tag für eine solche Aktion. Nach gemütlichen Pfingsttagen endlich wieder Action:) Euch wünsch eich eine schöne, schöne Woche.

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Ateliergespräch mit Norbert van Ackeren

Liebend auch umfängt im Schweigen im Zimmer die Schatten der
Alten,
Die purpurnen Martern, Klagen eines großen Geschlechts,
Das fromm nun hingeht im einsamen Enkel.

Denn strahlender immer erwacht aus schwarzen Minuten des Wahn-
sinns
Der Duldende an versteinerter Schwelle

(aus der menschheitsdämmerung: Georg Trakl, Gesang des Abgeschiedenen)

Die Rolltreppe runter. Von unten kündigt sich der Ort des Geschehens an. Musik. Bierbänke, ein Schaufenster voller Zeichnungen. Köln, Ebertplatz, Labor, Projektatelier. Vernissage.

Kurz nach 19 Uhr, gleich werde ich auf die Bilder des Norbert van Ackeren treffen. Hinten im Atelier, das ein vergessenes Ladengeschäft ist an einem Ort, an dem sich nur schlecht Geschäfte machen lassen, aber umso besser Kunst. Ich frage, ob ich darf. Ins Atelier, schauen. Ich hatte schon länger den Gedanken, Ateliergespräche mit Künstlern zu führen. Ihre Arbeit, ihre Arbeiten hier vorzustellen. Nicht planen, machen. Also gehe ich an Leinwänden vorbei, atme Neonlicht, versuche den Blick zu fokussieren, mich anziehen zu lassen, zu sehen, wo es mich hintreibt, was mich hält.

Das Atelier des Norbert van Ackeren. Hinten durch in der Tiefe des Ebertplatzes, als würden nebenan U-Bahnen als wilde Tiere ihr Unwesen treiben und jede Sekunde durchs Mauerwerk brechen. Da stehen sie. Die Gesichter. Die Leiber. Die Figuren, Menschen, Wesen. Verrenkungen, Verletzungen. Ich bin sprachlos, weil ich das nicht erwartet hätte. Die Intensität des ersten Blicks, Eindrucks ist hoch. Die Bilder, Gemälde, nebeneinander aufgereiht an der hinteren langen Wand. Norbert kommt rein. Ich frage, ob ich fotografieren darf. Ja. Später frage ich, ob er mir erzählt. Ja.

Er findet die Themen in Zeitungen oder im Internet. Die Bilder sind da. Das Paar der ausschweifenden Fete auf Hawaii. Ein kleiner Mann reitet auf einer dicken Frau. Der Junge aus Tschernobyl mit den Elefantitisbeinen, die Brüder, einer lebt in Israel, hat Bergen-Belsen überlebt, der andere in Ausschwitz gestorben. Das Mädchen aus dem Kosovo. Ein Foto aus der WAZ. „Da habe ich das erste Mal dieses Wort Kollatteralschaden bewusst wahrgenommen. Flüchtlinge waren bombadiert worden. Ein kleines Foto des toten Mädchens. In Decken gehüllt. So viele Decken.“

Van Ackeren liest Trakl. Ein Buch lehnt an der Wand. Unscheinbar, mittendrin. Neonlicht, kein Fenster. Sakral. Das Hawaii-Bild wie ein Kirchengemälde in Italien. Der dunkle Hintergrund. Tief schwarz. Grafiker-Asphalt. Die abgesetzten Farben, ein Hauch Renaissance. Norbert van Ackeren hat seine eigenen Materialien. Keine Tuben. Die Farben entstehen durch Umwandlungsprozesse. Durch Oxidation oder den Einfluss von Sonnenlicht. Stammen aus der Fotoentwicklung, dem Druckbedarf. „Es haben sich rund fünf Substanzen herauskristallisiert, die meine Farben sind.“ Aus den offenen Beinen des Tschernobyl-Jungen wächst grünes Kupferoxid. Eine lebendige Wunde. „Das Bild ist zwei Monate vor Fukushima entstanden. Wir vergessen so schnell.“

Das verwundete Kind ist als Prinz in einem Goya-Arrangement gemalt. Inthronisiert mit einer Elster auf Kopfhöhe und einer Katze zu Füßen. Symbole der alten Malerei. „Ich habe Kunst nicht studiert. Irgendwann bin ich auf Max Ernst gestoßen, habe mir ein kleines Atelier gebaut. Ich habe mich in die Museen gesetzt, Bilder geguckt. Geschaut, wie sie es gemacht haben.“

Anfang des Jahres war er in London. TATEmodern, National Gallery. Viele kleine Galerien im Umfeld. Er guckt, sucht, findet. „Es klingt vielleicht pathetisch, aber es sind die alten Themen. Tod, Leben, Liebe, Kuss, die Badenden. Das ist der Deal, das sind die Themen.“

Wir hatten eine intensive Viertelstunde für unser Ateliergespräch, das mich beeindruckt hat. Dann musste Norbert los. Was für eine Atmosphäre. Kunst atmen. Ich war dieses Jahr auch in der TATEmodern und National Gallery und habe viel gute Kunst gesehen. Aber das hier war anders. Näher. Anfassbar. Da ist ein Maler ohne Allüren. Mit Richtung, Ziel. „Ich brauche kein Atelier mit Fenstern und Ostlicht.“ Der erzählt, in den Figuren und Wesen steckt, der sie empfindet, auf der Leinwand lebendig werden lässt. Verändert. Jedes der Bilder eine komplette Geschichte. Was er malt, ist fühlbar. Weckt Emotionen, geht alles andere als spurlos vorüber. Das ist Kunst, die wirkt, die zerrt, die nicht lässt, die will, die berührt. Und: Die Bilder sind lebendig. Die Oxidationsprozesse gehen weiter. „Ich weiß nicht, was passiert. Die sind nicht für die Ewigkeit. Ich muss nichts erhalten, für mich müssen nur die Bilder raus aus mir.“

Norbert van Ackeren ist 1969 in Oberhausen geboren, arbeitet in Ateliers in Duisburg und Köln und wird im September in Duisburg zusammen mit seinem Kölner Atelierpartner Michael Nowottny ausstellen. Wer sich für die Arbeiten von Norbert van Ackeren interessiert oder wer mehr Infos zur Ausstellung im September haben möchte, kann ihm mailen: norbert@van-ackeren.de. Infos zum labor Projektatelier Ebertplatz gibt es hier.

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Grönemeyer in BOCHUM!

Herbert. Gestern Abend in Bochum. Im Stadion. Heimspiel. Open Air.

Eine Freundin hatte Karten, weil ihr Mann mit seinen Trucks die Tour „Schiffsverkehr“ fährt. Also Grönemeyer. Häbät. 1984. Die LP 4630 Bochum. Männer. Kann mich gut an den Sommer damals erinnern. Und dann all die Songs, die er immer wieder in die Charts gebracht hat. So war es gestern Abend ein Blick in die Vergangenheit. Das letzte Konzert im Stadion. Aus Sicherheitsgründen. Er war wirklich gerührt. Heimkehr nach Bochum, Abschied. Allmählich.

Es werden weniger Besucher. Waren es früher 60.000 in den Stadien, kommen heute 25.000. Die Bühne ist kleiner, der Aufwand geringer. Was eigentlich egal ist, wenn die Musik stimmt. Und da hat er wirklich alles gegeben. Zu zwölft standen sie da oben und haben gespielt, gespielt, gespielt. Zweieinhalb Stunden. Ein Schlagzeuger, ein Percussionist, zwei Gitarristen, ein Bassist, ein Saxophonist, zwei Keyboarder, drei Backroundsänger/innen und er.

Heimspiel. „Es ist schön, heimzukehren. So schön wie heute Abend wird es nie mehr.“ Mit Bochum hat es angefangen, mit Bochum hört es auf. Natürlich nicht wirklich, weil er weiter seinen Weg gehen wird. Der Weg. Sein Plan vom Glück.

Der Weg.

Wir standen ganz vorne, weil wir früh da waren und deshalb ein blaues Bändchen fürs Handgelenk bekamen, das uns erlaubte, im geschlossenen Bereich nah der Bühne zu stehen. Zehn Meter weg von Herbert. Leider durfte ich mit meiner Spiegelreflex nicht fotografieren. Da kamen sofort die breitschultrigen Aufpasser und haben mir mit ihrem bösen Securityblick gesagt: Finger vom Abzug. Schade. Hatte ich geahnt, aber nicht gewusst, dass man nicht fotografieren darf mit großer Kamera. Deshalb muss ich euch fotografisch auf die Seite der WAZ verweisen. Die dürfen. Offiziell akkreditiert. Auf sowas hat der fiftyfiftyblog keinen Bock. Sonst brauch ich bald Verwaltungspersonal:)

Egal. Wir hatten viel Spaß zwischen all diesen Hardcore-Grönemeyer-Fans. Das Foto oben stammt vom Bauch eines Zweimeter-Fans, der seit 1982 dabei ist. 100% Bochum. Und so wurde alles mitgesungen. Die Hymnen. Tief im Westen. Mittendrin. Ruhrgebiet.

Lustig war „Was soll das?“. Ein wenig Selbstironie. Elke hat sich kaputtgelacht. Wer den Schaden hat, muss sich um den Spott nicht sorgen. Aber wie heißt es: Lachen ist die beste Medizin:) Wir haben viel gelacht, viel Medizin. Und auf dem Rückweg sind wir dann tatsächlich noch in ’ne Bochumer Frittenkiste. Currywurst mit Fritten (Übrigens: Nein, ich bin kein Vegetarier. Hat kürzlich hier im Blog jemand angenommen. Muss wohl mein Image ein wenig korrigieren.) Denn, natürlich, hat Herbert auch „Currywurst“ gesungen. Wenn man mal im Revier ist…

Schiffsverkehr.

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Monday, bloody Monday:)

Oh, Mann. „Den Typen kann man echt nicht allein lassen.“ Hat kürzlich jemand gesagt. Zu mir. Monday, bloody Monday:)

Yesterday. All my trouble seemed so far away. Ich war dran mit kochen. Lachs, Kartoffeln, Möhren. Bis zu den Kartoffeln bin ich gekommen. Dann fing das Küchenmassaker an und es wurde blutig. Wer keine blutrünstigen Geschichten oder tiefere Verletzungen mag, sollte hier aussteigen. Schönen Tag.

Für alle anderen. Tja. Ich hätte Dark Shadow mit Johnny Depp nicht sehen dürfen. Die Kartoffeln hatte ich also geschält und gewaschen. Jetzt wollte ich sie noch halbieren und teils vierteln, damit sie im Dampfgarer nich so lange brauchen und schön auf den Punkt gar sind. Alle. Leider, leider war mein Kopf mal wieder in Wolkenkukuckucksheim unterwegs. Irgendwelche Gedanken. Das Messer, das große, lange, mit dem ich am liebsten arbeite, hatte ich die Tage zuvor geschärft. Abgezogen.

Ich setze also das Messer an, zerschneide die Kartoffel und spüre einen Schmerz in meinem linken Zeigefinger, der die Kartoffel gehalten hat. Leider so, dass es ihn erwischt hat. Wer sich in Gefahr begibt. Da lag die geteilte Kartoffel und die eine Hälfte bedeckte den Finger. Ich wusste, was es zu sehen geben wird, ist nicht schön. Ich habe das Messer aus der Hand gelegt und die Kartoffel zur Seite. Mein Finger. Noch dran. Aber. Ein Teil der Fingerkuppe ab. Loch im Finger. Noch blutete es nicht. So eine Hohlkehle. Und daneben lag das Stück der Fingerkuppe. Haut und ein wenig Fleisch. Sauberer Schnitt. Mist.

Kürzlich habe ich mir erst einen neuen Personalausweis machen lassen. Mit Fingerabdrücken. Wächst das nach? Muss ich den neu machen? Fragte ich mich. Oder bleibt da jetzt ein Loch?

Dann musste es schnell gehen. Das Blut kam. Viel Blut. Blutender Blogger. Ich habe mir die Küchenrolle geschnappt und bin ins Bad. Mein Plan: Den abgeschnittenen Teil wieder draufsetzen und verbinden, damit die Blutung stoppt. Die Zeit lief, weil ich um 14 Uhr einen Telefontermin mit einer Kundin hatte und Zoe abgeholt werden musste. Kochen konnte ich knicken. Noch wollte ich heldenhaft Ela nicht ins Boot holen und sehen, dass ich alleine zurecht komme. Die Wunde ausgewaschen, das Stück Haut eingesetzt. Sah komisch aus. Ach ja, verkehrt herum. Dann stimmt der Fingerabdruck komplett nicht mehr. Mein naiver Gedanke. Egal. Ich habe dann Pflaster gesucht, nur noch ganz kleine von Ikea mit Nilpferden drauf. Super. Also zurück in die Küche zum Verbandskasten.

Keine Mullbinde mehr da. Mist. Nur Pflaster. Dieses fiese braune mit den Löchern in der Mitte. Ich habe versucht, es so auf die Wunde zu kleben, dass das Hautstück an der richtigen Stelle ist. Zu viel Blut. Überall auf der Anrichte. Weiße Fahne. Habe Ela angerufen. Houston, ich habe ein Problem. Sie hat mich gerettet, weil sie wusste, wo noch Mullbinde ist. Wir haben kurz diskutiert, wie das jetzt zu verbinden ist, aber dann hat mir Frau Doktor Redeverbot erteilt. Gut. Kann auch mal nix sagen. Für mehrere Sekunden:)

Dicker weißer Verband. Fertig um 13:58 Uhr. Timing. Mir war ein wenig schummerig. Egal. Telefonieren. Ela hat das Kochen übernommen, dafür bin ich heute dran. Habe ja noch neun Finger ohne Blessuren…

Heute Morgen haben wir den Verband gewechselt. War natürlich durch das getrocknete Blut alles festgeklebt. Würde der kleine Hautfetzen halten oder würde ich ihn mit dem Verband abziehen? Auf Anweisung der Frau Doktor Richter habe ich den Finger samt Verband unter Wasser gehalten. Hat funktioniert. Ließ sich super lösen und tatsächlich war das Hautstück fest in der Wunde. Sah zwar nicht gut aus, aber ich meine, klar – großes Messer. Jede Menge Betaisodona drauf und ab die Post. Ich musste wieder die Klappe halten. Jetzt tippe ich hier lustig mit erhobenem Zeigefinger, was uns sagen will: Aufpassen! Aber wem sage ich das…

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Kino, Kanada und eine durchtanzte Nacht

Sorry. Sag ich gleich am Anfang. Heute ist hier keine Konzentration reinzubringen. Ein Zwischenbericht aus dem Leben:)

Als Erstes ein Gedanke, der mir am Wochenende gekommen ist. Allmählich akzeptiere ich, dass ich nun Single bin. Was für ein Wort. Mag es nicht. Das klingt nach halbiert und krampfhafter Suche nach Vollständigkeit. Klang der Worte, Spezifikation des Lebens. Scheiß-Schublade. Aber: Es ist wie es ist. Ich bin nun Single mit Anhang und Erziehungsauftrag und altem Leben und neuem Leben. Ich musste das jetzt mal hier ins Tagebuch schreiben, damit ich das schwarz auf weiß sehe, lese, verinnerliche.

Ich war das Wochenende allein mit den Kindern. Wie das klassisch bei getrennten Paaren ist. Ich Dienst, du Dienst. Fiftyfifty. Wird jetzt öfter so sein. Da fällt einem schon ein wenig die Decke auf den Kopf und es schleicht sich ein Gefühl von Zurückgelassen ein, gegen das ich angehe. Mag auch das nicht. (Ts. Was ich alles nicht mag…)

Also habe ich mich ins Leben gestürzt. Teils mit Kindern, teils ohne. Zweimal Kino, eine Party, ein Fußballturnier und eine bis zum Sonnenaufgang durchtanzte Nacht. Wann bin ich das letzte Mal im Sonnenaufgang nach Hause gefahren? Viel Bewegung. Zwischendurch telefoniert und einmal für zwei Tage komplett den Rechner ausgemacht. Da kam prompt ein analoger Gruß aus dem fiftyfiftyblog. Eine sehr, sehr schöne Postkarte über die ich mich total gefreut habe. Und es kam ein Brief. So richtig aus Papier. So richtig mit Tinte vollgeschrieben. Klassisch. Wenn da so analoge Post anfassbar im Briefkasten liegt, das lässt mein Herz höher schlagen. Von Hand geschriebene Worte. Handmade. Große, große Freude.

Highlight war der Samstag. Ein Fußballturnier ohne Gegentreffer und Qualifikation für die nächste Runde, anschließend Kino in Köln mit guten Freunden. Hätte ich fast verpasst, weil ich die falsch Uhrzeit im Kopf hatte. Mit 180 über die Autobahn und eine Minute vor Toreschluss im Kino. Preview von Moonrise Kingdom von Wes Anderson. Mt Tilda Swinton, Frances Mc Dormand, Bill Murray, Edward Norton, Bruce Willis und zwei genial spielenden Kindern (die Hauptfiguren). War am Tag vorher in Cannes gezeigt worden und gehört zu den besten, kreativsten und überraschendsten Filmen der letzten Jahre. Namen merken: Wes Anderson. Film gucken. Tolle Bilder, verrückte Geschichte. Alles anders:)

Nach dem Film waren wir in Ehrenfeld in der Braustelle und ich habe mich zu einem frischgebrauten Bier mit Whiskeymalz (was immer das ist) überredet. War nicht schwer:) Lange Gespräche. Es ging um Kunst, weil die beiden malen, machen, tun. Wie so viele meiner Freunde. Wie viele Bilder, gute Bilder da entstehen und irgendwo landen. Nur nicht in Museen oder an Wänden von Sammlern. Wie meine Gedichte. Doof. Wir waren dann noch Kaffee und Ingwertee trinken und um ein Uhr hat sich meine Vernunft gemeldet. „Muss nach Hause, weil ich Jim um 6 Uhr nach Frankfurt zum Flughafen bringen muss.“ Verabschiedung. Braver Junge. Ins Auto. Rückwärtsgang. Gedanke. Hey, Jens, hast du hier nicht auf dem Parkplatz vom Herbrandts geparkt? Ist das nicht der Laden, wo Samstagabend deine Musik läuft? Ein Stündchen? Wider die Vernunft? Du bist jetzt Single und frei und kansst tun und lassen, was du willst? Überredet. Vorwärtsgang. Ein kleines Stündchen. Ich bin so schwach. Getanzt, getanzt, getanzt, getanzt. Gute Musik. Spasssss satt. Und irgendwann hat mich doch tatsächlich eine junge Frau angesprochen und zu einem Drink eingeladen. 29 Jahre jung. Hallo??? Ts. Sachen passieren. Bin dann brav aus dem Laden raus, bin nicht mehr mit ins Underground und der Sonne entgegengefahren. Jim wecken und nach Frankfurt bringen. Papapflichten. Gerne. Der Junge. Fünf Wochen Kanada.

Der hat sich dann am Abend per iPod und WLAN vom Airport in Toronto bei seiner Schwester gemeldet. Auf deren iPod. Videotelefonie.Wie immer die das machen. Da taucht der da auf dem kleinen Bildschirm auf und redet mit uns. „Hey Papa, steig jetzt in den Bus.“ Irre. Mittlerweile ist er auf der Salatfarm angekommen. Und ich bin wieder ausgeschlafen und starte die Woche. Gerade ist die neue Heizung gekommen. Die steht jetzt im Karton draußen vor der Tür. Das nächste Projekt… Keine Konzentration reinzukriegen:)

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MfG oder What the bleep do we know?

What the bleep do we know?

Morgen, morgen. Was ist das für ein Morgen, der mit Faithless, den Fanta4 und fünf Teens beginnt? Herrje. Ich habe Frühdienst. Gut, diese Woche nur 3x, dafür aber intensiv. Der hieß hier mal Kinderdienst, ist aber in einen Hotelservice übergegangen. Teens. Um 6 Uhr geht der Wecker, um 5:30 Uhr die Dusche neben meinem Bett. Ich dachte, ist das ein Traum oder Wirklichkeit? Sifft es irgendwo durch? Kommt der Himmel runter? Oder ist das so ein Kindheitstraum, in dem man plötzlich angeregt durch Flüssigkeitsfließgeräusche zum Pieseln animiert wird? Alles warm und nass. Ih.

Das Bad liegt direkt neben meinem Kopfende. Jim ist Duschen gegangen. Weil Zoe ihre Freundinnen da hatte und unser Bad nicht abschließbar ist (Mal wieder so eine Herausforderung für Menschen, die uns besuchen. Ist nicht abschließbar nicht aus politischen, prinzipiellen, philosophischen, erkenntnistheoretischen Gründen nach Adorno, Habermas oder Lenk, sondern weil in diesem Altbau kein Türschloss passt und ich einen Nachmittag investieren muss, um die Teile anzupassen!), hat sich Jim den Wecker so früh gestellt. Wer will schon vier Dreizehnjährige im Bad haben, die einem auf den *Beep* gucken und rumkichern.

Also war ich wach und hab schon „Isomnia – I can’t get no Sleep“ aufgelegt und zu verstehen gegeben, durch die Blume, was mir aufgrund eines Duschvorgangs nicht gelungen ist. Hatte ich also Zeit, das Frühstück für die Damen vorzubereiten. Sie essen nur die weißen Brötchen und der Kakao muss kalt sein und zwei essen nur vegetarisch und bitte nicht ansprechen so früh und nicht auffordern, sich einzubringen. Die sind sensibel. Um nicht zu sagen, mit einem gewissen Potenzial ausgestattet, das Tieren zugeordnet wird, die mithelfen, Ziegenkäse zu produzieren. Boah, ey. Sind die drauf. 13 ist ein wunderbares Alter. Herzallerliebst. So richtig zum Knuddeln. Gestern Abend quer durchs Haus und ständig dieses Kichern in dieser bestimmten Tonlage.

Die Mädels mussten zusammen ein Referat schreiben und haben unser Domizil als Workbase auserkoren. Süß sind sie ja schon. Wie sie tuscheln und aufgeregt sind und zu Viert in einem Bett pennen. Wenn sie denn mal pennen. Musste da dann doch irgendwann den deutschen Jugendherbergsvater rauskehren, weil ich ja wusste, dass ich um 6 Uhr die Aufgabe habe, sie aus dem Schlaf an den Frühstückstisch zu befördern. Hat dann letzten Endes doch alles geklappt. In der Brotschale zurück blieben? Die Mehrkornbrötchen. Die sind doch alle gleich. Dafür war das Nutellaglas so gut wie leer und der Inhalt von der Glasinnenwand auf die Glasaußenwand übertragen. Schmier.

Ich wusste vorher nicht, wie das klappen soll, aber es hat geklappt. Bad. Und dennoch pünktlich zum Bus. Sie sind zu viert rein und haben sich parallel die Zähne geputzt. Freundinnen. Geht doch. Ich hatte befürchtet, sie würden einzeln gehen und ich müsste mich um das Zähneputzen-Schönmachen-Zeitmanagement kümmern. Irgendwann saßen wir dann rechtswidrig zu sechst mit Hund im Auto und hörten Radio. Fanta4. „Gebt uns ruhig die Schuld“. Total süß. Da saß der Backround-Chor hinten eingequetscht und hat den ganzen Song mitgeträllert. Gute Laune am Morgen. War ne super Fahrt zum Bus. Alle raus. Tschüss. Tür zu. Durchatmen. Aaaah.

Hier habe ich dann erst einmal auf Youtube nach dem Song gesucht und bin dabei auf MfG gestoßen. Noch nie gesehen, das Video. Den Song mag ich. Deshalb heute im fiftyfiftyblog. Lässt sich leider nicht direkt einbetten. Die Funktion ist auf Youtube „auf Anfrage deaktiviert“. Urheberrechtsgedöns. Sag ich mal nix zu, da hauen sich ja gerade genug Leute gegenseitig den Schädel ein. Konflikte immer schön warm halten und möglichst in die Länge ziehen – hat man dann mehr von. Egal. Hier MfG von Fanta4:) Und: Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten). Schönen Tag, viel Spaaasssss und denkt mal drüber nach: What the bleep do we know? I think about it:)

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Projekt-Update nach zweieinhalb Monaten…

Wie sieht’s aus?

Puh, ich sage euch. Mal eben so sein Leben auf den Kopf stellen, sich neu erfinden, das haut einen ganz schön aus den Socken. Ich habe das Gefühl, mein Kopf wird umgebaut. Alles neu denken. Das Projekt läuft, etabliert sich. Am Sonntag waren Ela und ich mit Freunden in der Kölner Philharmonie. Jens, ihr Freund, war hier und hat auf die Kids aufgepasst. Jens und ich tauschen Musik, haben teils den gleichen Geschmack, haben zu meinem Geburtstag zusammen gekocht. Gestern Morgen hat er die Kinder zum Bus gebracht, ich hab ihm nen Kaffee gekocht. Es geht nur zusammen. Es geht. Immer besser. Wir werden, wenn das zeitlich klappt, mit der ganzen WG gemeinsam nach Italien fahren. Sommerurlaub. Und ich freue mich drauf. Ehrlich.

In der Zwischenzeit suche ich. Nach neuen Wegen. Habe mir die Haare abgeschnitten, mein Gewicht bei 60 Kilo eingependelt, mein Zimmer umgebaut, viele Gedichte geschrieben, Konzerte besucht, Pläne geschmiedet… Für mich wichtig: Ich habe mich entschieden. Nichts, nichts, rein gar nichts geht hier am Projekt Familie vorbei. Ich werde meinen Papa-Job durchziehen. Bis die beiden auf eigenen Füßen stehen.

Letztlich muss ich sagen: Diese Freiheit, diese neue Freiheit fühlt sich gut an. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Vieles ist jetzt leichter. Die alten Fesseln, die ich so nie empfunden habe, sind jetzt weg. Plötzlich kann ich, abgesehen von meinen Papa- und Hausmeisteraufgaben, tun und lassen, was ich will. Niemand redet rein. Die letzten Wochen hab ich nachts meist nur drei Stunden geschlafen. Mein Ding. Komplett. Kann absolut für mich allein entscheiden. Nach zwanzig Jahren Beziehung gibt es doch viele Dinge, die unterbewusst arbeiten. Einschnüren. Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken: Das kannst du jetzt einfach tun. Ohne zu fragen, ohne abzustimmen. Termine, klar, die müssen geregelt werden. Aber was ich tue, komplett mein Ding. Ich kann jetzt wilde Dinge tun.

Die größte Neuentdeckung ist die Musik. Wiederentdeckung. In den Neunzigern habe ich viel verpasst. War mit Karriere, Ela, Kids, Haus beschäftigt. Familienphase. Die läuft allmählich aus und mein Leben kehrt zurück. Da ist nun viel Platz. Für Portishead, Massive Attack, Faithless, Rage against the Machine. Liege abends in meinem neuen Bett, schaue durch das Dachfenster in den Himmel, höre die CDs. Platten hören. Komplett. Ewig nicht gemacht.

Jede Medaille hat zwei Seiten. Manchmal kommt die Trauer. Das die Familie als konventionelles System nicht funktioniert hat. Das sich die Liebe zwischen Ela und mir aufgelöst hat. Manchmal fühlt es sich an wie versagen, dann wieder ist es gut. Das wird noch eine Weile so gehen. Was ich weiß: Ich will nicht mehr zurück zu dem, was vorher war. Das Neue hat sich noch nicht komplett gefunden, aber es kommt. Stück für Stück. Und es ist aufregend, so, wie es mir gefällt, weil viel, viel passiert. Mein Leben ist jetzt lebendig und bunt wie seit Urzeiten nicht mehr. So gehe ich weiter. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Mit Menschen, die mir zunehmend ans Herz wachsen. Neue Menschen. Alte Menschen. Da ist jetzt viel Platz…

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Gartenattacke – Angriff des Kommandos GRÜN

Wir können auch anders!

Wissen wir spätestens seit Detlev Buck. Oder um es hoch philosophisch auszudrücken: Für jedes gottverdammte Problem auf diesem Planeten gibt es einen Plan B. Ne, Schopenhauer, alter Rummäkler. „Nun ist diese Welt so eingerichtet, wie sie sein mußte, um mit genauer Not bestehen zu können. Wäre sie aber noch ein wenig schlechter, so könnte sie schon nicht mehr bestehen.“ Was hat der genommen? Damit wird man berühmt? Na dann, Schopi. Sehen wir das doch mal ein wenig entspannter. Und konstruktiver. Und überhaupt.

Wollen wir doch lieber eine Theorie und Philosophie des angenehmen Lebens und optimistischen Strebens in die Welt tragen. Yes, we can, wie mein Bäcker immer sagt. Oder war’s der Trainer? Egal, irgendwoher stammt dieses Zitat. Und hat dazu geführt, dass wir es in Angriff genommen haben. Attacke. Generalangriff.

Die zugrundeliegende Idee ist in irgendeiner Form inspiriert von Attac Oberberg. Etwas ändern. Im Kleinen. Think global, act local. Zwei Freundinnen von uns haben also nachgedacht, den Spielball aufgenommen und das Projekt Gartenhilfe, Gartenattacke ins Leben gerufen. Angriff der Killertomaten. Weil wir hier auf dem Land alle Gärten haben und darin mehr oder weniger untergehen, weil alles quer durcheinander wächst und das Erntefähige immer langsamer und empfindlicher ist als das wilde Kraut. Ich meine, sieht schön aus. Alles so schön grün hier. Urwald. Wucher, wucher. Gras, Löwenzahn, Giersch, Brennesseln…

Nun hat der Mensch den Hang, die Natur zu kultivieren. Frisör, Gärtner. Das muss ab. Weg und dann in Form. Das ist im Falle eines Gartens ziemlich anstrengend. Deshalb helfen wir uns jetzt gegenseitig. Drei Familien, drei Gärten. Unzählige Hände und Finger. Und zwei Hunde mittendrin, um das Chaos perfekt zu machen. Am Samstag haben wir uns im ersten Garten getroffen. Sehr schön angelegt mit sehr viel Naturstein und verschiedenen Ebenen und Bereichen. Allerdings. Der Kompletthippie. Grün. Nur Grün. Gras überall. Zugewuchert, ohne Struktur, Wildnis. Die Pflege eines solchen Gartens ist immens. Für einen allein.

Wir waren mit fünf Erwachsenen und sieben Kindern/ Jugendlichen angerückt. Kaffee, Kuchen, Lagebesprechung und los. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Spaß gemeinsame Gartenarbeit macht. Alle haben irgendwo gerupft, gezupft, geschnitten, gemacht, getan. Mein Job war die Rekonstruktion der Kräuterspirale. Zusammen mit Jim und Jens. JJJ. Alles rausgerupft, alle Steine rausgeholt und alles neu aufgebaut.

Was nicht mehr gebraucht wurde, und das war viel, landete in der Mitte des Gartens und wurde Sack für Sack quer durch das Wohnzimmer in den Wald entsorgt. Als so einigermaßen klar war, dass da wieder Freiflächen sind für Blumen, Kräuter & Co., ist die halbe Mannschaft ins Gartencenter gefahren. Wir konnten also auch noch pflanzen. Wir säen, säen, säen, was wir ernten.

Großfamilie. Später. Nach getaner Arbeit alle an einem Tisch. Suppe, Chilli con carne. Lachen. Glückliche Gesichter. Und ein Traumgarten. Nicht zu glauben. Vorher. Nachher. Wir können auch anders. Zusammen. Projekte. Nicht jeder für sich allein in seiner kleinen Parzelle des Lebens. Alle zusammen mit den Menschen, die passen. Die mitmachen, mitlachen. Und es wurde viel gelacht und sogar gesungen. Ist viel angenehmer mit so vielen. Hektisch wurde es nur kurz, als der Mops mittendrin plötzlich dort saß, zitterte und Schaum vor dem Mund hatte. Ich hatte mal wieder die Sorge, ich müsste ihn per Mund-zu-Mund-Beatmung retten. Ging dann aber wieder. Glück gehabt, der Mops und ich. Im Juni ist unser Garten dran, im Juli der nächste. Gartenattacke-Events. Easy. Alles so easy:)

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…………………..29…………………..

March, 28

„Irgendwann werde ich ihr in den Arsch treten…“

Baggerschusslinie

kannst du…ciao…mag dich

Hi, biste noch wach?

…have tio kick some ass…

…könnte ne teure Hochzeit werden, just for you info…

Schlaghosen und Joints:)

Ja. Sweet Dreams:)

Morgen Erdbewohner

Süß geträumt?

schick dir noch nen song

I just don’t give a fuck.

…mein gott ich mag dich…Shit

Imagine there is no heaven.

300 in der Warteschleife?

Ich spüre dich. Merkwürdig. Durch die Luft. Du bist ganz nah. Wie machst du das?

Prodigy, Rage against the Machine, Sister of Mercy…

Wenn ich in deiner Tiefe versunken bin?

Wenn wir uns jetzt auflösen?

Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll PUNKT

Stay a minute can’t you see that I

I wanna fall from the stars

Straight into your arms

I , I feel you

I hope you comprehend

Du schmeckst nach Whiskey, Eis und Joints. So gut, so süß.

It is so quite new a thing.

Yes. Yes. Yes.

will think about u and take you with me whereever I go today…

Es ist, wie ein Haar zu halten, an dem ein Mensch hängt.

Es ist, wie sich nicht bewegen dürfen.

Wir gehen da jetzt kurz rein.

Mit dir. Keine Frage. Im Baum.

Zweisamkeits-Romantik-Gefährlichkeits-Abrutsch-Falsches Thema-Gefahr.

fliegen, schweben, abheben, runterfallen, abtauchen, untertauchen

Kann dem Stream NICHT mehr folgen, dank DIR

i kill you !!!!!

Alarmstufe rot! -)

Ich höre nicht auf.

Den Blick lenken. Unterscheiden, differenzieren:)

Ach dass die Liebe, die so lieblich scheint, es doch so grausam und tyrannisch meint.

I just don’t give a fuck

WORTAUFSCHÜTTUNG, vulkanisch,
meerüberrauscht.

Du bist verrückt. Byebyebyebye!!!!

OFF

9.Mai 2012

Der Pfannenheber mit Namen Bernhard

Es war ein verdammt langer und steiniger Weg, bis er endlich bei mir ankam.

Im April hatte ich Geburtstag. Zoe war verzweifelt. Sie hatte ein Geschenk für mich, aber das war in den Händen ihrer Werklehrerin, die es nicht rausgeben wollte. Ein Pfannenheber. Von Zoe liebevoll geraspelt, gefeilt, geschliffen, in Form gebracht, geölt.

Der letzte Punkt, die letzte Ölung, hatte im April gefehlt. Deshalb das „NO“ der Lehrerin. „Papa, die hat den nicht rausgerückt. Keinen Tag. Ich konnte sagen, was ich wollte. Nichts zu machen. Oh…“ Ich kann mir vorstellen, dass es für die arme Werklehrerin nicht einfach war, diesen Kampf auszufechten und hart zu bleiben. Wenn Zoe etwas will.

Die Geschichte ging weiter. Wöchentliche Verhandlungen, bis es fast soweit war. Duseligerweise an einem Mittwoch. Der Deal sah vor, den Pfannenheber, den Zoe auf den Namen Bernhard getauft hat, für 24 Stunden auf freien Fuß zu setzen. Freigang für Bernhard. Ein Deal unter Frauen. Bingo, könnte man meinen. Geschafft. Doch dann die Erkenntnis. Mist. Zoe kam nicht nach Hause, weil sie bei einer Freundin geschlafen hat. Sie hätte ihn mir nicht geben können und es war keine Zeit mehr, ihn Jim mitzugeben. Der lange Weg eines schönen Geschenks.

Die Lehrerin will die Pfannenheber als Projekt auf dem nächsten Elternabend vorstellen. Deshalb bleiben die unter Verschluss. Und ist erst einer rausgegeben, dann ist das mit Pfannenhebern wie mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand. Revolution, Chaos, Unruhen, Demonstrationen, Sprechchöre auf dem Flur, Störung des Schulfriedens. „FREIHEIT FÜR BERNHARD!“ „LASST BERNHARD FREI!“ „NIEDER MIT DEN OKKUPATOREN!“ „BERNHARD HAT NICHTS GETAN!“

Zoe ist drangeblieben. Und gestern nun. Tatsächlich. Wieder ein Mittwoch und wieder hat sie bei ihrer Freundin geschlafen. Aber. Jim hatte ihn. „Papa, ich soll dir von Zoe den Bernhard geben. Sie hat ihn für eine Woche befreit, dann muss er zurück.“

Ich halte ihn in den Händen. Tatsächlich. Wer keine Kinder hat, weiß nicht, was solche Geschenke bedeuten. Is auch egal. Nicht wichtig. Im Allgemeinen. Weltgeschehensmäßig. Aber für so ein kleines Papaherz. Bernhard ist so weich. Und die Maserung. Wirklich. Das Auge, die konzentrischen Kreise des Holzes, wie gemalt auf dem Rücken. Ein Tattoo. Bernhard ist so schön. Und den soll ich wieder abgeben. Härte. Er kommt in mein Zimmer. Gut sichtbar, bevor er zu den anderen Schätzen wandert. In dieses kleine Fort Knox, in dem die Erinnerungen ruhen. Jims Geburtsarmband. 1997. Dieses kleine Neugeborenen-Handgelenk. Das Blatt mit den aufgeklebten Herzen. Zum Vatertag irgendwann. Und jetzt der zarte Bernhard, der niemals eine Pfanne sehen wird. Zu Höherem bestimmt. Ein Objekt, eine Skulptur. Leben mit Bernie, der Pfannenheber meines Lebens:)

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Die Frau im Mond von Milena Agus

Manchmal kommen die guten Nachrichten per Post. Ganz konventionell. Da ist eine Freundin, die schreibt. Wenn sie etwas zu sagen hat, kommt ein Brief. Kein Facebook, keine Mail.

Das ist ist nicht modern, aber sehr schön. Die Freude, den Briefkasten zu öffnen und dort etwas vorzufinden, die ist enorm. Herz hüpft. Aufregung. Das haptische Vergnügen, ein Couvert aus Papier zu öffnen. Letzte Woche kam ein dickerer Umschlag. Eine Büchersendung. Darin „Die Frau im Mond“ von Milena Agus. Ein Bestseller, wie der Aufkleber vorne drauf verspricht. Von einer Autorin aus Italien. Sardinien, Cagliari. Preisgekrönt, mehrfach ausgezeichnet.

Die beiden letzten Abende habe ich den analogen Ball aufgenommen und habe mich zurückgezogen aus der digitalen Welt. Die habe ich gerade ein wenig über. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Im Bett zu liegen, neben sich eine Kanne Tee, angelehnt mit einem Kissen im Rücken, ein Buch, einen Liebesroman in den Händen, das ist schon schön. Fühlt sich gut an. Das Konventionelle also trägt weiter, wird immer tragen. Und ja, es ist entscheidend, dass das Buch aus Papier ist und nicht elektronisch. Ihr seht, ich lebe im Widerspruch. Hin- und hergerissen zwischen dem Alten und dem Neuen.

Die Sätze fließen aus dem Leben der Autorin. Sardinien ist überall. Prall. Früchte, Sonne, Meer, Schmerz. Sie schreibt über die Großmutter. Die Verrückte, die von einem Ort auf dem Mond zu kommen scheint, die an der Welt leidet, die sich ritzt, die wunderschöne Sachen baut, malt, entwirft, um sie zu zerstören. Eine herzzerreißende Geschichte. Liebevoll erzählt. Im Zentrum: Die Suche nach der Liebe. Es einmal spüren, das intensive Gefühl. Nach vielen Enttäuschungen. All die Verlobten, die die Großmutter haben sitzen lassen. Die Verrückte, die gar nicht verrückt ist. Nur anders. Von einem anderen Stern.

Sie trifft ihn. Den Einzigen. Vom selben Stern. Den Reduce. Den Heimgekehrten aus dem Krieg, dem ein Bein fehlt. Der verheiratet ist, der sie nimmt, wie sie ist. Der sie nur einmal trifft, ihr einmal schreibt, ihr einmal die Liebe zeigt. Was für Augenblicke im Buch, die in Rückblenden beschrieben werden.

Sätze wie vom Himmel. Aus der anderen Welt. Von diesem Stern, auf dem nur wenige wohnen. Diese unglücklichen Romantiker, die da draußen weggeschubst werden von den Bulldozern der vermeintlichen Realität.

„Mit seinen lachenden Lippen liebkoste er ihre Brüste. „Wollen wir unser Lächeln küssen?“, fragte Großmutter, dann gaben sie sich einen innigen, endlosen Kuss. Der Reduce sagte, dass Dante im fünften Gesang der „Hölle“ in seiner Göttlichen Komödie genau die gleiche Idee gehabt habe – der Liebenden, die sich das Lachen vom Mund küssen. In diesem Gesang verewigte der Dichter die Liebenden Paolo und Francesca, die für immer in der Hölle gefangen sind, dazu verdammt, sich aneinander zu verzehren, ohne sich jemals zu erreichen.“

Der Reduce. Der Verwundete. Der, der ihr Gedichte vorliest. Sie kehrt zurück. Zu ihrem Mann, dem Großvater, der sie liebt, schützt, aber nicht zu verstehen vermag. Dreieck.

Ein sehr berührendes Buch. Und: Italien. Das Enge, das Weite. Die Konvention und das Gefühl. Die ewige Suche nach der Liebe und die äußeren und inneren Hindernisse. Wenn ihr euch mal mit einem guten Buch zurückziehen möchtet, für zwei, drei Stunden, dann ist „Die Frau im Mond“ gut dazu geeignet. Poetisch, intensiv, schön und klar geschrieben. Kurz und prägnant. Und mutig. Da sind Stellen drin…

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Abriss ART mit Trash Treasure

Rette sich wer kann. Rettung naht. Heute schon gerettet worden?

Manchmal ist es ein aussichtsloses Unterfangen. Dinge sind dem Untergang geweiht und das Unausweichliche wird kommen. Der Eisberg für die Titanic. Wie war das mit dem römischen Reich?

Letzte Woche fand ein außergewöhnliches Kunstprojekt in einem Einkaufszentrum in Erftstadt Liblar statt: Kunst in Abrissekstase. Dieses Einkaufszentrum wird abgerissen. Oder wurde schon? Ich weiß es nicht. Bevor die Bagger anrollen, haben sich letzte Woche eine ganze Reihe unterschiedlichster Künstler getroffen, um diesen morbiden Raum zu nutzen. Ich habe eine Einladung über Facebook erhalten. Von Trash Treasure. Einer Künstlerin aus Köln.

Bin ich am Samstag gerne gefolgt. Über die Autobahn nach Liblar. Vorbei an gelben Rapsfeldern. Dem Untergang entgegen. Aktionskunst. Abriss ART. Vor dem Einkaufszentrum Bauzäune, Schuttcontainer und Teile des Gebäudeinnenlebens. Wo ist Trash? Habe gefragt und sie gefunden. „Wo ist dein Projekt?“ Hat sie mir gezeigt. Ein kleiner Raum aus Rigips direkt im Eingangsbereich. Sie wollte retten. Schützen. Hegen. Der kleine Raum war bereits verletzt, von ersten Abrissspuren gezeichnet. Ein Radlader hatte eine Ecke eingedrückt, die Rigipsplatten zerstört. Wunden. Verletzungen, die Haut eingerissen, das Ständerwerk gebrochen. Der Mensch kann ausgesprochen brutal sein. Beschädigt. Gut, dass es Heilerinnen mit dem anderen Blick gibt. Mit den Mitteln, den Tinkturen, den Salben und Pflastern. Das hat etwas Mütterliches. Kümmern, verarzten, trösten. In jeder Situation. Das Weibliche, das Rettende. Die Bagger sind die men’s world.

Sind die noch zu retten? Kunst, die dann abgerissen wird? Entstehen lassen, um es verschwinden zu lassen? Ich war froh, Trashs Arbeit zumindest fotografisch zu erhalten. Ihre Rettungsaktion. Sie hat den Raum verarztet. Hat alles repariert, was bereits zerstört war. Mit Tape. Wieder drangeklebt, drübergeklebt, zusammengeklebt. Dazu Rettungssätze: „Vertrau mir!“ „You are SAFE“, „Trust me“ „Ein Stück heiler Welt!“, „Rettet den Raum!“.

Trash ist Israelin. „Ohne Trash kein Treasure“, meint sie. Das eine definiert das andere. Was definiert der Absiss? Der Untergang? Das Rettung möglich ist. Praktiziert werden kann. Es gibt einen Ausweg, immer. Und wenn es mit ein paar Tesastreifen passiert. Der Raum ist da, auch wenn er weg ist. In den Köpfen, auf den Fotos.

Mir hat er ausgesprochen gut gefallen. Auch, weil ich ihn fotografiert habe. Sehr ästhetisch, dieses Chaos aus weiß, rot, schwarz und blau. Habe mir alles genau angesehen, jeden Spruch gelesen, alle Winkel betrachtet, alle Details, die da gerettet wurden. Die Abdeckung der Neonlampen. Die Teppichreste am Boden, der Stuhl, auf dem die „Dynamitstange“ aus Neonröhren mit ihrer Kabelzündschnur liegt. Trash hat Humor. Sitzt mit mir in der Sonne. Lacht viel.

Sie ist Israelin. Künstlerin seit vielen Jahren. Ausstellungen überall. Mit eigenem Atelier und dem besonderen Blick. Wir stromern durchs Haus, durch die Ausstellung. Bleiben hier und dort stehen. Oben auf der Dachterrasse mit dem zugemüllten Biotop – ein „Kleinod“ der besonderen Art. ART. Zwei Stühle vor einer Holzhütte. Es könnte eine einsame, romantische Insel sein… Im Hintergrund ein Hochhaus, ein Schornstein, ein Zweckbau, eine Kneipenwerbung, ein blauer Himmel…

Trash führt mich zu den Containern. Treasure entdecken. Ich leihe ihr meine Kamera, ihre ist ausgerechnet an dem Tag ausgefallen. Sie fotografiert. Teile der ehemaligen Ausstattung des China-Restaurants. Rote Schrift auf weißem Grund. Eingerahmt von geborstenem, grünem Thermopenglas. Dieser Ort hat eine eigene Ästhetik. Hier wird schön, was geht. Das Ende naht, der Radlader steht bereit, die Container sind hungrig.

Es hat Spaß gemacht. Aktionskunst der besten Art. Lebendig, subkulturig. Der Maler aus Chile, aus Bordeuax angereist, der tagelang an seinem Gesicht malt, in das dann die Baggerschaufel reihauen wird. Bautz, Spreng, Splitter. Weg. Container. Vergänglichkeit. Ein modernes Mandela. Nicht anhaften, den Moment leben. War ein toller Moment. Geschenkt. Genommen. Bewahrt. Ein Museum für 96 h. Viele Menschen wollten das sehen. Es war voll. Es war gut.

Ich füge euch einige Fotos hinzu, damit ihr seht, was WAR.

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Das Ding Liebe

Ist es nicht kompliziert? Wäre es nicht schön, wenn es einfach einfach wäre? Diese Liebe. Nur ein chemischer Prozess im Körper. Ein paar Hormone, die gemixt werden. Hier eine Verdrahtung im Hirn, dort eine Leitung gelegt. Letztlich für den Fortbestand der Menschheit. Und einige andere Annehmlichkeiten des Alltags.

Sie ist ein luftiges Wesen. Eher Fee als Erdbewohner. Eher trippelnde Leichtigkeit denn tragendes Gewicht. Immer in Bewegung. Immer auf dem Sprung, immer mit Flausen, Fransen, neuen Ideen im Kopf. Ich hatte einmal an die alte, alte, reife, wunderbare Liebe geglaubt. Diesen Zustand, wenn sie eingesickert ist, alles durchwoben hat, satt getränkt. Wenn sie überall liegt, in den Fotos im Kopf, im Geschmack, Geruch. Ein Hauch nur, ein Anflug und sie ist da. Auch leicht, auch tänzelnd, die erfahrene feine Dame. Nicht in Beton gegossen, nicht gezähmt, nicht die Hände gebunden. Vielleicht weise, vielleicht stiller, vielleicht tiefer. Auf jeden Fall ruhiger, weniger zehrend, fressend, gierend.

Die junge Liebe dagegen ist wie ein junger Hund. So schön anzusehen. Süß. Diese Augen, tapsigen Pfoten, das Unbeholfene. Herumspringen, herumtoben, Lebendigkeit. Zu schnell kommt der Übergang, das Herauswachsen. Das Sterne in Blumen in Gepresstes fürs Poesiealbum verwandeln. Ein rasches Herabsteigen. Und dann? Kommt die Arbeit. Das Schleifen, Formen, Erziehen. Die Liebe erziehen? Wie einen Baum schneiden? Den Wuchs vorgeben? Die Richtung?

Wenn Zwei kommen und sich entscheiden, gemeinsam zu gehen, lauern am Wegesrand die Gefahren des Alltags. Das Profane drängt sich auf. Die Absprachen. Wer trägt was. Wie lang sind die Tagesetappen. Und überhaupt. Nach Tagen, Wochen, Monaten des Laufens kommt die Frage nach dem Ziel, dem Sinn und Zweck als Boden der Liebe. Dann trifft der Vermerk, der Verwaltungsakt das Zentrum der Gefühle und Leichtigkeit beginnt, sich kleine Gewichte ans Gewand zu heften.

Warum ist die Liebe nicht einfach einfach. Wieso gelingt es nicht, sie im Moment zu halten. Immer im Momemt, ohne jemals an Zukunft zu denken. Ich wäre heute an einem anderen Ort. Dort, wo es schön ist. Wo ich mich wohl fühle. Wohl gefühlt habe. Nun sitze ich hier und schreibe. Schreibe. Wie immer. Worte, Worte. Es ist der Morgen des 27. Aprils 2012. Logbuch. Die Segel gestrichen, unterwegs im ruhigen Gewässer, werden später den Sextanten hervorholen und sehen, wohin die Reise geht.

Mein Bruder wird heute 51 Jahre alt. Und ich sitze hier. Mache mir Gedanken über die Liebe. Versuche sie zu fassen und weiß, dass sie mir aus den Fingern flutscht wie ein glitschiger Fisch. Der Morgen war verplant für schöne Dinge. Es wäre gut gewesen. Kaffee. Reden. Nähe. Schließe die Augen für einen Augenblick. Atme tief. Aus dem Bild gehen. Zurückkommen. An den Schreibtisch. Die Realität. Die Realität, die Wirklichkeit, das Spiel und das Leben. Habe gleich einen Termin in Köln. Business. Texte. Geld. Handfestes. Zukunft. Erfolg. Würde.

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Pornokings:)

Gestern Abend war ich auf Facebook unterwegs. Heute wird es mal etwas härter:) Warning. Keep out, if you…

Jetzt möchte ich gerne mal in euren Kopfkinos auf die Leinwand schauen. Porno. Facebook. Also wirklich.

Aber tatsächlich handelt diese Geschichte im Endeffekt von Männern, die sich Pornovideos ausleihen. Aber nicht nur. Ich habe eine alte Brieffreundin wiedergetroffen. Oder umgekehrt. Sie mich. Moon. Damals. Es waren die Zeiten des Internethypes. Ich war gerade aufs Land gezogen, Zoe war geboren worden, ich hatte mich mit Telekomaktien eingedeckt und ziemlich viel Glück, dass die alte Schule mit einem relativ schnellen Internetzugang ausgestattet war. Sonst hätten wir unser Projekt hier direkt begraben können. Kein Internet, kein Job. Das wussten wir noch nicht, weil wir bis dahin tatsächlich Daten per Post und in Köln per Radkurier verschickt haben.

Es war die Zeit des Hypes. Alles ging. Die Kölner Agenturen träumten vom Börsengang, von Millionen, die hereingeflutet werden. Wahrscheinlich dachte ich, dass die Telekomaktien meine Altersfinca auf Malle sind. Abflug. Später wurden mir Laserdrucker und Autos angeboten. Die Agenturen mussten Kohle zusammenbekommen, um sich aus den teuren Mietverträgen am Ring, der geilen Meile Kölns, rauszukaufen. Ich partizipierte am Rande. Habe den ersten Internetauftritt von Netcologne getextet und hatte das Gefühl, im Internet dabei sein zu müssen.

Chats kamen auf. Ich wollte wissen, was das ist. Mitmachen, eintauchen, Internet atmen. So habe ich Moon kennengelernt. An einem Abend im April des Jahres 2000. Sie war damals 18 und ich 35. Wir haben uns Mails geschickt. Die liegen hier noch ausgedruckt. Habe ich gestern Abend in den Tiefen meines Büroschranks gefunden. Süß. Ein dicker Stapel. Den letzten Kontakt hatten wir 2006. Sie war dann im Studium. Heute ist sie Grundschullehrerin und hat mich letzte Woche auf Facebook kontaktet. Seither chatten wir ab und an. Lustig. Irgendwie kennen wir uns, obwohl wir uns nie gesehen haben. Wir wissen Dinge voneinander…

Gestern Abend hat sie mir geschrieben, dass sie während des Studiums in einem Pornovideoverleih gearbeitet hat. Darüber hat sie acht Texte geschrieben, die sie mir gemailt hat. Ich habe sie gefragt, ob ich darüber bloggen darf. Mein Gehirn ist mittlerweile auf Storys und Blog programmiert. „Ja, kein Problem. Gerne.“ Sie hat mir die Texte geschrieben und ich bin in die Dunkelheit der Pornoabteilung abgestiegen und in die Wünsche von Männern. Schon komisch, wenn man als Frau Pornos ausgibt.

Ich habe euch zwei Abschnitte rausgesucht. Was sagt man dann? Viel Spaß? Moon wusste auch immer nicht, was sie sagen soll. Bei „Schönen Abend“ fiel es ihr immer schwer, den ironischen Unterton rauszunehmen. Hier also zwei Stellen aus den Originaltexten:

„Kunde gibt bestimmt 5 DVDS als defekt zurück. Mein Kollege weiß nicht, ob er so viele nachlassen darf. Schaut sich die DVDS an. Wundert sich, dass sie so extrem verschmiert sind. Ruft den Chef rüber. Der schaut sich ebenfalls die Scheiben an und meint zum Kunden: „Sag mal, was machst du denn mit den Filmen? Kein Wunder, dass die nicht laufen. Die sind ja komplett verschmiert!“
Der Kunde: „Ich creme mich eben immer vorher am ganzen Körper ein, bevor ich mir einen Film reinziehe. “ Pfui Teufel! Das Schweigen der Lämmer lässt grüßen! Fetische in allen Ehren, aber so was will man echt nicht wissen!“

„Hi, du, ich hab mal ne Frage! Ich habe mich jetzt schon die ganze Zeit umgeschaut, aber hab nichts gefunden.“ Na rück schon raus damit, dann kann ich endlich essen! „Ja, also, ich hab gehört, es soll bei euch so Filme geben.“ „Ja? Was denn für welche?“ „Ähm, das ist mir ja jetzt schon ein wenig peinlich, aber so mit Kaviar und so.“ Was labert der? Kaviar? Kann schon sein, woher soll ich das wissen? „Hm, weiß ich auch nicht, kannst du mir denn einen Titel nennen, dann sag ich dir, wo er steht.“ „Nein, kann ich nicht, aber ich meine, so was mal bei euch gesehen zu haben.“ Hallo? Was willst du von mir? „Kannst du mir das vielleicht genauer erklären? Dann frag ich mal nach.“ Räuspern: „Naja, also da sitzt die Frau oben und…“ IHHHHHHHHHH!!!!!!
Den Rest höre ich gar nicht mehr. Urgs! Pfui! Was bist du denn für einer?! Igitt! Das soll Kaviar sein?! Hilfe, wo bin ich hier gelandet?! „Nein, sorry, ich habe keine Ahnung, ob wir so was haben.“ Und ich wills auch nicht wissen!! Am liebsten hätte ich gerade einen Ekel-Schrei-Schüttelkrampf. Kann mich fast nicht zusammenreißen. „Werde später mal nachfragen, kannst ja morgen noch mal vorbei kommen.“ Das werde ich sicherlich nicht, sollen die morgen damit zurechtkommen! Boah, so einen Würgereiz hatte ich schon lange nicht mehr. Da denkt man an nichts Böses und dann so was! Das kann doch nicht wahr sein. Toll gemacht, jetzt kann ich bestimmt nichts mehr essen.“

Danke, Moon, für die Texte und dein Vertrauen. Ich denke, ich bin froh, mit Bafög, Hiwi-Jobs und Sommern in der Getreideernte in der Eifel durchgekommen zu sein:) Irgendwie haben mich die Texte an Charles Bukowski erinnert. Gott habe ihn selig, den Pornokönig der Literatur.

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A big, fat slope!

Suddenly. Kurzgeschichten sollten unvermittelt beginnen. It happens. Es geschah. English for runaways. Otto. Es war dieser Tag, als sich plötzlich die Erde verdunkelte. Es schob sich etwas vor die Sonne, das größer war. Die Krümmung des Raums hatte nach Einstein eine Dimension erreicht, in der sich Materie maximal verdichtet, um sich einen kurzen Augenblick später ins Unendliche zu transformieren. Wie eine Explosion, eine Eruption in der Stärke berstender, verliebter menschlicher Herzen. Unermesslich.

Die Welt verdunkelte sich wie in den düstersten Tagen. Armageddon. Das jüngste Gericht. War da. Die Boten der finsteren Welten erstanden auf aus den Tiefen der Seelen. Materialisierte Wesenheiten formten sich im martialischen Klang der Maschinen. Stockhausen meets Emmerich. Geräusche, Laute wie in Jahrtausenden gesammelt pressten sich aus den Trompeten von Jericho. Dort stand ich am Ende der Welt, wo die Schiffe die Kante hinabstürzen und Seemänner ein letztes Mal die Hände zum Gebet falten.

Was? War? Geschehen?

THE SLOPE. Vom Himmel gefallen. In unseren Garten. Nachbargarten. Wir leben hier auf dem Land, wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt. Hier laufen die Dinge anders. Projekte entstehen und werden durchgezogen. Tatkraft. An diesem beschriebenen Samstagmorgen tauchten Männer auf. Mehrere. Und Maschinen. Große. Es ging darum, eine beträchtliche Menge Erde verschwinden zu lassen, die an anderer Stelle übrig war. Sehr viel Erde, die von einem Kettenbagger auf einen LKW geladen wurde, der sie in permanenter Fahrt in den Garten unserer Nachbarn ergoss. Sehr nette Nachbarn, die ich sehr mag. Ich bin nur gerade dabei, die Veränderung an der Nordseite unseres Hauses zu verarbeiten. Denn letztlich ist da ein gigantisches Erdufo gelandet. Starwars. Transporter der imeprialen Truppen. Braun, düster, matschig. Ich schätze mal über 500 Kubikmeter oberbergischer Vaterboden.

Das hat den Blick aus dem Küchenfenster heraus verändert. Und mit Veränderung tun sich Menschen ja bekanntlich schwer, obwohl ich schon so gut wie durch bin, weil in meinem Leben Veränderung momentan eher die Regel denn die Ausnahme ist. Nichts bleibt, wie es ist. Also. Akzeptieren. Sichtweise ändern. Gut finden. Das Monster rausnehmen, aus meinen Gedanken. Umswitchen. Tatsächlich geben unsere Nachbarn alles. Weil die wirklich sehr, sehr nett sind. Erste Aktion war die Pflanzung eines Baumes, kurz nachdem der Bagger den Erdhügel hat landen lassen. Nun kommen Blumen an den Hang, der zu unserem Garten abfällt. Das wird sehr schön. Wenn ich die Augen schließe und in die Zukunft schaue, sehe ich obendrauf den Baum blühen, das grüne Gras wachsen und zu unserem Garten hin leuchten die Blumen. Also? Super. Alles bestens. Jetzt bin ich nur gespannt, was als nächste Veränderung eintritt. Alles ist möglich. Anything. Hätte da ein paar Wünsche. Schicksal, hallo? Verbunden? Können wir mal sprechen, hast du fünf Minuten Zeit… Also…

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